Die Kreuzotter
Die Angst vor Schlangen ist nicht angeboren, sondern erlernt.
Landshut - Zu diesem Ergebnis kamen vor einigen Jahren die Forscher der Rutgers University in New Jersey (USA). So gibt es Menschen, die gezielt nach Schlangen suchen und sich an ihrem Anblick ergötzen (Biologen wie ich) während andere panisch weglaufen.
Schlangen haben den Menschen schon immer beschäftigt und sei es nur in Form des Buchstabens "S" der aussieht wie eine Schlange und wie ihr Zischen ausgesprochen wird.
Die Kobra war bei den alten Ägyptern das Symbol höchster göttlicher und königlicher Weisheit und Macht. Im antiken Griechenland galt die Schlange als heilig. Da sie sich durch die Häutung unendlich oft erneuern konnte, hielt man sie für unsterblich. Bei den Römern wurden Schlangen mit Erlösung, Fruchtbarkeit und Heilung assoziiert.
Später, in der Christianisierung, wurden häufig alte Bräuche, Riten und Symbole dämonisiert. So kam es vermutlich auch dazu, dass die früher verehrte Schlange in der Bibel ein Sinnbild des Teufels wurde. In der Geschichte vom Paradies (1. Mose 3) wird sie zum Zeichen der Versuchung und der Verführung zum Bösen.
So entstand wohl auch der Name für die schwarze Form der Kreuzotter auf dem Bild hier, die als "Höllenotter" bezeichnet wird.
Sie sind Bewohner des Bayerischen Waldes
Normalerweise sind Kreuzottern grau bis dunkelbraun gefärbt und besitzen auf dem Rücken ein schwarzes, durchgehendes Zickzack-Band. Angebliche Sichtungen im Landshuter Raum sind auf die ähnlichen Schlingnattern zurückzuführen. Schlingnattern haben runde Pupillen während die Kreuzottern "Katzenaugen" mit einem senkrechten Schlitz haben.
Auch wenn viele von uns vor Schlangen Angst haben, haben jedoch die wenigsten wirklich mal eine in freier Wildbahn beobachtet.
Die nächstgelegenen Kreuzottern kann man etwa eineinhalb Stunden entfernt von Landshut, im hinteren Bayerischen Wald und im Voralpen- und Alpenraum beobachten.
Scheue Schlangen, die man aber nicht reizen sollte
Kreuzottern sind sehr scheu und flüchten bei Gefahr normalerweise sofort. Werden sie jedoch massiv bedrängt, angefasst oder man tritt auf sie, beißen sie auch erst nach einer Warnung (zischen) zu.
Das Gift ist sehr wirkungsvoll, wegen seiner geringen Menge für einen Erwachsenen zwar schmerzhaft, aber in der Regel ungefährlich. Gefährlich kann sie hingegen Kindern und alten Menschen werden. In den letzten 50 Jahren kam es aber in Deutschland nur zu einem bekannten Todesfall nach einem Kreuzotterbiss.
Kreuzottern haben auch etwas Magisches, und können Leute in ihren Bann ziehen. Die Kreuzotter ist eins der Lieblingstiere von unserem Fotografen Christoph Sieradzki und zugleich auch von Tierfilmer Jan Haft aus Dorfen, der in seinem preisgekrönten Kinofilm "Magie der Moore" eine tolle Szene von einem Kommentkampf zeigt, bei dem sich zwei rivalisierende Kreuzottermännchen umschlingen und versuchen sich gegenseitig zu Boden zu drücken.
Zur Serie: Um uns herum sind so viele Naturphänomene versteckt, die eigentlich keiner kennt. Genau um diese kleinen (und großen) Geheimnisse von Tieren, Pflanzen und Insekten geht es in der AZ-Serie "Wilde Heimat" mit Naturexperte Philipp Herrmann. Er ist als "Vogelphilipp" ständig mit seinem Fernglas unterwegs und kennt alle Vogelstimmen auswendig. Doch auch für anderes hat er einen Blick. Und genau den teilt er in der "Wilden Heimat" mit den AZ-Lesern. Die Fotos stammen von Christoph Sieradzki aus Essenbach. Der Fotograf legt sich mit seiner Kamera und vielen verschiedenen Objektiven in Landshut, im Landkreis, aber auch weltweit auf die Lauer, um die spektakulären Aufnahmen für die "Wilde Heimat" zu liefern. Wer sich für mehr von Christoph Sieradzki interessiert, ist auf www.naturfotografie.la genau richtig.
- Themen: