Landrat feuert Skandal-Ärzte – Klinik muss jetzt schießen

Krankenhaus in Feuchtwangen geräumt - Bevölkerung wehrt sich dagegen - Staatsanwalt ermittelt gegen Mediziner
FEUCHTWANGEN Nach der fristlosen Entlassung von zwei Ärzten durch den dafür zuständigen Landrat ist der Betrieb des Feuchtwanger Krankenhauses völlig zusammengebrochen. Die medizinische Versorgung der Patienten kann jetzt nicht mehr gewährleistet werden. Deshalb wurde die Klinik geräumt – und die Patienten wurden in umliegende Krankenhäuser zwangsverlegt. Ein einmaliger Vorgang!
Im Zuge der Gesundheitsreform kam auch das vergleichsweise kleine Krankenhaus (80 Betten) im Westen Mittelfranken, das mit den Einrichtungen in Dinkelsbühl und Rothenburg/Tauber in einem Verbund geführt wird, in die Bredouille. Die Bevölkerung und die lokalen Mandatsträger wehren sich seit langem vehement gegen die drohende Schließung. Bisher mit Erfolg. Viele Menschen in der Kleinstadt mit dem mittelalterlichen Flair befürchten, dass die momentane Zwangspause des Klinikbetriebs nur der Anfang vom endgültigen Ende sein könnte.
Landrat Rudolf Schwemmbauer will davon jedoch nichts wissen. Zur AZ sagte er: „Wir streben mit aller Macht den Erhalt des Krankenhauses an.“ Noch im Mai soll ein neuer Arzt in leitender Position zu einem Neuanfang durchstarten. Kein leichtes Unterfangen, wie Schwemmbauer einräumt: „Geeignete Ärzte zu finden, ist nicht leicht.“
"Wir sind an einer Aufklärung der Vorgänge interessiert"
Zu den Gründen, die zur Entlassung der beiden Ärzte führten, wollte sich der Landrat wegen des laufenden Verfahrens nicht im Detail äußern. Er sagte lediglich: „Wir sind an einer umfassenden Aufklärung der Vorgänge interessiert.“ Das hört sich alles andere als nach einer Lappalie an.
In der Bevölkerung wird bereits heftig spekuliert, was hinter dem Rauswurf eines Arztes und einer Ärztin wirklich stecken könnte. Während der Anlass für die Entlassung des Arztes wilden Spekulationen unterworfen ist, sind die Gründe für die Trennung von der Ärztin, die in der Inneren Medizin beschäftigt war, nachvollziehbar.
Die promovierte Fachärztin (57) hatte an ihrer vorherigen Wirkungsstätte, im schwäbischen Illertissen, für unrühmliche Schlagzeilen gesorgt. So wurde sie vom Amtsgericht Neu-Ulm wegen fahrlässiger Tötung zu einer Geldstrafe von 27000 Euro verurteilt. Sie hatte einen jungen Mann (26), der über starke Schmerzen klagte, in der Notfallklinik mehrfach abgewiesen und schließlich falsch behandelt. Der junge Patient starb kurz darauf.
"Wir prüfen, ob strafrechtliche Gesichtspunkte vorliegen"
Diese wenig vorteilhafte Episode aus ihrem beruflichen Leben hatte die Ärztin nach Information der AZ bei ihrer Einstellung in Feuchtwangen nicht angegeben. Das war derGrund für die jetzt erfolgte Kündigung. Aus dem Landratsamt hieß es dazu: „Wenn wir davon gewusst hätten, wäre sie nicht genommen worden.“
Diese Gedächtnislücke könnte weitere schwere Folgen nach sich ziehen. Wie der Abendzeitung von Seiten der Staatsanwaltschaft Ansbach bestätigt wurde, ist gegen die Medizinerin bereits ein Ermittlungsverfahren wegen Betrugsverdachts eingeleitet worden. Ansbachs Leitender Oberstaatsanwalt Ernst Metzger sagte: „Wir prüfen, ob strafrechtliche Gesichtspunkte vorliegen.“
Während sich über der in Nürnberg wohnenden Ärztin die Gewitterwolken entladen, ist sie schon wieder aktiv. Ihrer Homepage im Internet ist zu entnehmen, dass sie sich um den Aufbau einer alternativen Privatklinik bemüht. Bei ihrem dort dargestellten Persönlichkeitsprofil und ihrem beruflichen Werdegang ist von dem bösen Zwischenfall allerdings in Illertissen nichts zu lesen.
Helmut Reister