Kunden atmen auf: VAG-Streik abgesagt
Arbeitgeber lenkten „im Interesse der Fahrgäste“ in letzter Minute ein – VAG-Chef ist erleichtert.
NÜRNBERG Kein Verkehrschaos, keine Schlangen am Taxistand – dafür normaler Betrieb in den U-Bahnhöfen, an den Straßenbahn- und Bushaltestellen: Die geplanten Streiks im öffentlichen Nahverkehr sind abgesagt! Im Tarifstreit einigten sich Vertreter der Gewerkschaften und der Arbeitgeber am Samstag bei einem Treffen in München auf einen Kompromiss. Auch VAG-Boss Herbert Dombrowsky war bei den Verhandlungen dabei. Er zeigte sich im Anschluss erleichtert: „Wir haben im Interesse der Fahrgäste in letzter Minute eine Einigung erzielt.“
ver.di-Verhandlungsführer Frank Riegler sagte, der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV) habe überraschend ein verbessertes Angebot vorgelegt. Die Gewerkschaften werteten die Einigung als „Erfolg in den meisten Punkten“. Dombrowsky erklärte, die geringe Differenz zwischen dem letzten Angebot der Arbeitnehmer und dem jetzt von den Gewerkschaften akzeptierten Ergebnis „war für uns annehmbar.“
Fünf Prozent mehr Lohn
Die Einigung sieht eine Beibehaltung der 38,5-Stunden-Woche sowie Lohn- und Gehaltserhöhungen um 40 Euro rückwirkend zum 1. Januar 2009 und ab 1. Mai um weitere 3,1 Prozent vor. Hinzu kommt eine Erhöhung der Schichtzulagen auf 130 bzw. 200 Euro im Monat. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 18 Monaten – bis Ende Juni 2010. Im ersten Jahr bringe der Tarifvertrag real über fünf Prozent mehr Lohn für mehr als 80 Prozent der Beschäftigten, fasste Riegler zusammen.
Über die Ergebnisse müssen jetzt die Gewerkschaftsmitglieder in einer zweiten Urabstimmung entscheiden. Erst wenn mindestens 25 Prozent der Mitglieder dem Ergebnis zustimmen, ist der Tarifvertrag angenommen – und der Streik endgültig passé. „Im Moment ist er nur ausgesetzt“, betonte Riegler.
Noch am Donnerstag letzter Woche war ein Spitzengespräch ergebnislos geblieben. Am Dienstag zuvor hatte eine Urabstimmung den Weg für einen unbefristeten Streik im öffentlichen Nahverkehr frei gemacht. Mehr als 90 Prozent der in den Gewerkschaften organisierten Mitarbeiter des bayerischen kommunalen Nahverkehrs hatten für Arbeitsniederlegungen gestimmt.
Vorausgegangen waren vier gescheiterte Tarifrunden sowie zwei Warnstreiktage im Februar.
Streik-Mobil der AZ wartet bis zum Ende der Urabstimmung
Das AZ-Mobil stand schon bereit. Doch im Moment wird das Streik-Shuttle, das die Abendzeitung zusammen mit Europcar-Stationsleiter Matthias Schempp organisiert hatte, nicht mehr benötigt. Die für morgen und übermorgen angekündigten Streiks sind abgesagt. Dutzende Leser, die den Service nutzen wollten, hatten uns gemailt. Sie alle kommen am Montag doch mit der VAG ans Ziel. Falls jedoch bis Freitag nicht 25 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder bei der jetzigen Urabstimmung dem Ergebnis zustimmen und es doch Streiks gibt – das AZ-Mobil wird bereit stehen. au
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