Kultur statt Größenwahn: Neues Opernhaus am Nazi-Bau wächst

Ambitioniertes Projekt mit schwierigem Erbe: In der Kongresshalle wollten sich einst die Nazis feiern lassen. Nun soll Kultur das Bauwerk beleben - und ein neues Miteinander entstehen.
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2028 soll das Kulturareal Kongresshalle fertig gestellt sein.
2028 soll das Kulturareal Kongresshalle fertig gestellt sein. © Daniel Löb/dpa
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Nürnberg

Der Bau eines neuen Opernhauses an der von den Nazis erbauten Kongresshalle in Nürnberg macht Fortschritte. Bühne, Orchestergraben und Zuschauerraum sind in dem Rohbau nach gut acht Monaten Bauzeit schon erkennbar. Aktuell wachsen die Außenwände nach und nach in die Höhe. Danach folgt die Deckenkonstruktion. Die Bauarbeiten liegen der Stadt zufolge voll im Zeitplan, voraussichtlich im Frühjahr 2026 könnte Richtfest gefeiert werden. 

Das Opernhaus auf dem ehemaligen NS-Reichsparteitagsgelände soll dem Staatstheater als Ersatzspielstätte dienen, solange das historische Opernhaus in der Innenstadt saniert wird. Dieses soll nach Angaben der Stadt 2028 passend zum Beginn der neuen Spielzeit in das neue Quartier ziehen. Dafür entstehen in der Kongresshalle Büros, Werkstätten und Proberäume für die Oper und das Ballett. 

Hochkultur trifft freie Kunstszene

Das Ganze ist Teil eines 296 Millionen Euro schweren Kulturvorhabens, allein die Ersatzspielstätte wird 85,5 Millionen Euro kosten. Dabei sollen in dem denkmalgeschützten Bauwerk auf mehr als 7.000 Quadratmetern Ateliers und Veranstaltungsräume für die freie Kunst- und Kulturszene entstehen. Diese sollen gleichzeitig mit der neuen Opern-Spielstätte eröffnen, sagte Nürnbergs Kulturbürgermeisterin Julia Lehner (CSU). 

Damit ist künftig mehr als die Hälfte des hufeisenförmigen Baus mit Kultur belebt. Den Plänen der Nazis zufolge sollten in der Kongresshalle 50.000 Menschen den NS-Größen während ihrer Reden zujubeln. Wegen des Zweiten Weltkriegs haben die Nazis das Bauwerk aber nie fertiggestellt: Es existiert nur ein Rohbau, der Treppenhäuser und Toiletten beherbergen sollte. Zuschauersaal und Dach fehlen. 

Damit ist die Kongresshalle auch ein architektonisches Zeugnis vom Scheitern des Nationalsozialismus. Um ihre Nutzung als Kulturstätte wurde in Nürnberg lange gerungen. Das Opernhaus soll deshalb eine Gegenposition zum baulichen Größenwahn der Nazis sein. Der Entwurf sieht einen begrünten Kubus vor, der zurückhaltend vor der monumentalen Kongresshalle wirken soll. 

Nach und nach sollen nach derzeitigem Planungsstand Rankpflanzen wie Efeu, Wilder Wein, Winterjasmin und Singgrün das Gebäude überwuchern. Dafür entsteht ein Stahlgerüst mit Netzen vor der Fassade, an denen die Pflanzen hochwachsen können. 

Zu Beginn werde das noch wenig begrünte Opernhaus einen "ruppigen Eindruck" machen, erläuterte Projektleiter Josef Kraus vom Bauunternehmen Georg Reisch. "Das allmähliche Zuwachsen des Hauses soll erlebbar gemacht werden und ist Teil des Architekturkonzeptes."

Über eine gläserne Brücke soll das Publikum von der Kongresshalle ins Opernhaus gelangen und so mit Blick auf das historische Bauwerk eine Verbindung zur Geschichte herstellen. 

Zeit im Ausweichquartier nutzen

Synergien zwischen freier Kunstszene und etablierter Theaterkultur erhofft sich Lehner in der Kongresshalle. Die Zeit im Ausweichquartier sei auch eine Chance für das Staatstheater, in Ruhe auszuloten, wie sich Theater in den nächsten Jahrzehnten verändern werde, sagte sie. 

Pläne und Kostenvorschläge für die Sanierung des historischen Opernhauses liegen ihr zufolge noch nicht vor. Erst müsse das Kulturareal an der Kongresshalle fertig gestellt und mit Leben gefüllt werden, dann werde man weitersehen, betonte sie.

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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