Künstliche Intelligenz imitiert Handschriften

Wenn wir schreiben, dann meist per Smartphone oder Computer. Die Geburtstagskarte verfassen wir dagegen meist lieber mit der Hand. Doch was tun, wenn das nicht möglich ist? Erlanger Forscher arbeiten an einer Lösung.
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Grafik zeigt die Schritte zur Handschriftenimitation durch eine Software. Foto: Daniel Karmann/dpa
dpa Grafik zeigt die Schritte zur Handschriftenimitation durch eine Software. Foto: Daniel Karmann/dpa

Erlangen (dpa/lby) - Unsere Handschrift ist einzigartig. Nur wir schreiben so - zumindest bisher. Erlanger Forscher haben jetzt eine künstliche Intelligenz entwickelt, die Handschriften imitieren kann. Diese könnte Menschen helfen, die wegen Verletzungen oder anderen Beeinträchtigung nicht mehr schreiben können, trotzdem noch persönliche Texte in ihrer eigenen Schrift zu verfassen.

"Dass man in der Form Schrift so gut nachahmen kann, ist neu", sagte der Informatiker Vincent Christlein vom Lehrstuhl für Mustererkennung der Universität Erlangen-Nürnberg. Die von dem Team entwickelte Methode funktioniere auf Basis von ganzen Zeilen anstatt einzelner Buchstaben. 25 bis 30 handschriftliche Zeilen sind pro Schreiberin oder Schreiber nötig, um die Software zu füttern - zum Beispiel aus einem eingescannten Brief.

Das System erstellt dann quasi ein Skelett der Schrift, in dem es jeden Strich auf einen Pixel runterrechnet. Danach bildet es die Zeitinformation nach - also in welcher Reihenfolge die einzelnen Striche entstehen. Der Inhalt des Textes kann dann beliebig ausgetauscht werden, und das intelligente System generiert diesen dann in der gelernten Handschrift.

"Wenn jemand undeutlich schreibt, dann funktioniert es nicht so gut", sagte Christlein. Doch das Verfahren habe Potenzial: In einer Studie legten die Forscher Testpersonen Schreibbeispiele vor. In der Hälfte der Fälle konnten sie nicht erkennen, ob diese vom Original-Schreiber oder dem Computer stammten. Hatten diese allerdings beide Varianten vorliegen, erkannten sie den Unterschied. "Es gibt Wörter, da sieht man das eindeutig", sagte Christlein.

Die Erlanger Informatiker wollen das Ganze nun verbessern und weitere Einsatzgebiete finden. Ein Kollege von Christlein plant zum Beispiel das Verfahren zu nutzen, um eine Erkennungssoftware für historische Schriften zu trainieren. Diese braucht viele Beispiele, um gut arbeiten zu können. Doch bei historischem Material liegen diese nicht immer vor. Mit der Handschrift-Imitation könnte man deshalb künstlich historische Beispiele schaffen.

Denkbar ist auch, dass Fälscher die Methode für ihre Zwecke nutzen. "Natürlich kann damit auch Missbrauch betrieben werden - wie bei vielen Technologien", räumte Christlein ein. Möglicherweise könne es aber auch Kriminalexperten helfen, bessere Systeme zu entwickeln, um Fälscher zu entlarven. Ihm und seinen Kollegen gehe es in erster Linie um die Forschung, betonte Christlein. Eine Software auf den Markt zu bringen, hätten sie bisher nicht geplant.

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