Kubanische Klänge und barocke Bluenote-Orgie

Ein Hochfest zum Hören: das Doppelkonzert von Kreusch und "Katona Twins" beim Gitarrenfestival in Hersbruck
von  Abendzeitung
Das Ehepaar Kreusch mit Sängerin Babakhanian (Mitte) in der Stadtkirche.
Das Ehepaar Kreusch mit Sängerin Babakhanian (Mitte) in der Stadtkirche. © Foto-Steinbauer

Hersbruck - Ein Hochfest zum Hören: das Doppelkonzert von Kreusch und "Katona Twins" beim Gitarrenfestival in Hersbruck

Es war ein Hochfest zum Hören: Johannes Kreusch zog mit seiner Gitarre von hinten beim zweiten Konzert des Internationalen Gitarrenfestivals Hersbruck in den Raum der Stadtkirche ein und wandelte, eine Soloimprovisation spielend, gemachen Schrittes nach vorn – ganz so, wie es die kirchlichen Zeremonienmeister eben an den kirchlichen Feiertagen eben tun. Er begann das fulminante Doppel-Konzert mit dem Ehepaar Kreusch und dem Duo „Katona Twins“ mit zwei Zyklen für Violine und Gitarre des kubanischen Komponisten Tulio Peramo Cabrera. Obwohl der Klang von Violine und Gitarre für sich genommen den Ohren vertraut sind – im Zusammenspiel vereinen sie sich zu einem fremdartigen, neuen Klang.

Im Präludium zum ersten Zyklus etwa, schlicht mit „Stücke für Violine und Gitarre“ betitelt, füllte Doris Kreusch-Orsan den Kirchenraum mit zarten Cantabile-Linien auf ihrer Violine, während die Gitarre von Johannes Kreusch in aller Zurückhaltung ein idyllisches, süßliches Klangfundament schuf. Die Kompositionen Cabreras hatten in all ihren Stimmungsunterschieden gemeinsam, dass sie stets von einer Tonalität mit kubanischen Anleihen ins Atonale ausbrachen, dann aber wieder zurückkehrten in den vertrauten Klang.

Im zweiten Zyklus begleitete Kreusch die amerikanische Mezzosopranistin Nan-Maro Babakhanian, die mit düsterem, erdigen Timbre Tulio Peramo Cabreras Kuba besang. Kreusch gelang es dabei, sein Gitarrenspiel derart expressiv auszuführen, dass er stets an der Grenze zum Kitsch wandelt, ohne jedoch diese Grenze zu überschreiten.

Mit der Bearbeitung von Gassenhauern der E-Musik gaben danach die „Katona Twins“ das Kontrastprogramm zu den kubanischen Gegenwartskompositionen. Mit Raffinesse und an Unverschämtheit grenzender Verfremdung arrangierte das Duo die Stücke um. Die Scherzo-Passagen in Gioacchino Rossinis Ouvertüre zu „Il barbiere di Siviglia“ verlieblichten sie zu einem lyrischen Gitarrenduett, ihre Bearbeitungen dreier Sonaten von Domenico Scarlatti hingegen endeten in einer Schlaggeräusch- und Blue-Note-Orgie. Dass sie in ihrer Zugabe ein Thema aus der Barockmusik mit Schmankerln aus dem Trash-Pop-Bereich anreicherten, war am Ende die logische Steigerung des Vorangegangenen. Maximilian Theiss

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