Kröte gerettet, Job verloren

REGENSBURG - Die Busfahrerin Christina Pommerel aus Regensburg wurde von ihrem Job freigestellt – weil sie einem Tier geholfen hat. Ein Fahrgast hatte sie angeschwärzt und ihren Vorgesetzten von der Rettungstat berichtet.
Busfahrerin Christina Pommerel wollte nur einer Kröte ihr Leben retten – jetzt ist die Regensburgerin ihren Job los. Doch sie bereut nichts.
Es war gegen 19 Uhr, es regnete, die Straßen waren verstopft, die Fahrgäste im vollen Bus ziemlich genervt. Christina Pommerel fuhr den Bus der Linie 5 und hatte schon den ganzen Tag 20 Minuten Verspätung. An der Ersatzhaltestelle Walhallastraße stiegen gerade die Fahrgäste ein und aus, da entdeckte die 46-Jährige ein Tier, das mitten auf der Fahrbahn saß. „Ein Frosch“, dachte die Französin zunächst. Sie fasste sich ein Herz, schaltete die Warnblinkanlage ein und stieg aus. Christina Pommerel schob das, was sich später als Kröte herausstellte, vorsichtig auf einen Karton und beförderte es von der Fahrbahn. Leben gerettet, die Fahrt geht weiter. Das dachte zumindest Christina Pommerel.
Doch ihre Tierliebe wurde ihr zum Verhängnis: Ein paar Tage später musste sie zu ihren Chefs Max Jobst und Heribert Kalteis – zur Anhörung. Ein verärgerter Fahrgast hatte sie angeschwärzt und von der Rettungstat berichtet.
„Nie könnte ich ein Tier einfach plattmachen"
„Herr Jobst hat mich richtig zur Sau gemacht. Ich hätte die Kröte überfahren sollen, hat er gesagt“, erzählt Christina Pommerel. Da platzte der schwerbehinderten Frau, die seit 13 Jahren für das Unternehmen RBO Bus fährt, der Kragen. „Nie“, sagt Christina Pommerel, „nie könnte ich ein Tier einfach plattmachen“.
Am Gründonnerstag bekam sie von ihrem Arbeitgeber einen Brief: Christina Pommerel ist ab sofort als Busfahrerin freigestellt. Als sie die Nachricht las, brach sie zusammen. Bis zum 26. April ist sie jetzt krankgeschrieben. Sie soll sich wieder erholen, hat ihr der Arzt gesagt, der bei ihr einen Nervenzusammenbruch diagnostizierte. Am Freitag hat sie wieder einen Termin mit ihren Vorgesetzten, dann bringt sie ihren Anwalt mit, um die Sache zu klären. Die RBO wollten zu dem Vorfall keine Stellungnahme abgeben.
Christina Pommerel hat nur einen Wunsch: Sie möchte wieder in ihren Job als Busfahrerin zurück, für 1300 Euro netto im Monat, wie bisher auch. „Und wenn ich ein Tier auf der Straße sehe, dann würde ich es wieder ganz genauso machen.“
Christoph Landsgesell