Krebs: Erlanger Uni-Ärzte retten den todkranken Goran (7)

In einer zehnstündigen Operation machten sie für den Buben eine neue Blase – inzwischen fährt er schon Fahrrad.
ERLANGEN Ein pfiffiger, kleiner Kerl strahlt in die Kamera. Dann steigt er auf sein neues Fahrrad und tritt in die Pedale. Kaum zu glauben, dass Goran bis vor wenigen Monaten dem Tod geweiht war. Der Bub aus Bulgarien litt an Blasen- und Prostata-Krebs. Dank seiner kämpferischen Mutter Sophia und der Kunst der Ärzte der Urologie-Abteilung unter der Oberärztin Karin Hirsch an der Uni-Klinik, konnte er jetzt seinen 7. Geburtstag feiern.
Im März hatten die Ärzte in Gorans Heimatland Bulgarien zum ersten Mal im Ultraschall den Schatten auf Gorans Blase gesehen. Erst bei der Operation stellten sie fest: Der Tumor ist bösartig – und nicht komplett zu entfernen. Die Chancen, dass der Schüler die Krankheit überlebt, waren gering. Mit zwei Schläuchen in Harnröhre und Bauchdecke schickten die Mediziner das Kind nach einer Chemo erstmal heim.
Doch Gorans Mutter wollte sich nicht mit dem schrecklichen Schicksal ihres Jüngsten abfinden. Sie setzte alles ihr Mögliche in Bewegung und sammelte 100000 Euro, um ihren Sohn in Deutschland behandeln lassen zu können. Ihr Landsmann Orlin Savov, ein in Nürnberg niedergelassener Urologe, vermittelte den Kontakt zu den auf Kinder spezialisierten Medizinern der Erlanger Uni-Klinik.
Ein lästiger Urinbeutel bleibt dem Kind erspart
Ende Juni kam Goran mit seiner Mama in Erlangen an. Dort gelang Oberärztin Karin Hirsch mit ihrer Assistenzärztin Eva Weikert und über einem halben Dutzend weiterer Ärzte, Anästhesisten, Schwestern und Pflegern ein kleines Wunder: In einer spektakulären, zehnstündigen Operation wurde dem kleinen Patienten die Blase und Prostata entfernt und zeitgleich aus dem Darm eine neue modelliert.
Im Nabel versteckt „bastelten“ die Mediziner einen Zugang zur Blase, so dass dem Kind ein lästiger Urinbeutel erspart bleiben wird. „Mit einem Katheter muss sich Goran fünfmal täglich die Blase entleeren. Das kann er aber selber machen – und man sieht außer der OP-Narbe nichts“, erklärt Dr. Karin Hirsch.
Tapfer ließ der kleine Mann alle Prozeduren über sich ergehen. Seine Mutter, die zwar kein Deutsch, aber fließend Englisch und Russisch spricht, übersetzte Goran immer, was die Ärzte als nächstes machen. Im Sturm eroberte der Lausbub die Herzen der Mediziner. Sie organisierten zusammen mit dem Team „Vereinigung Metropolregion Nürnberg für Kinder“, einem Zusammenschluss von Geschäftsleuten, dass Goran ein Herzenswunsch erfüllt wurde. Er bekam ein neues Fahrrad. „So etwas gibt es für Kinder bei uns gar nicht“, freute sich Mama Sophia.
Demnächst steht die letzte Chemo an. Dann geht es für Goran endlich wieder heim. Die Ärzte hoffen, dass sich dann auch ihre große Sorge löst: Goran braucht täglich fünf sterile Katheter. 60 Stück kosten 100 Euro. Viel Geld für Gorans Familie – doch die Kasse weigert sich zu zahlen. Für den Anfang spendete eine Röntgen-Assistentin die erste Ration, sie verzichtete auf Weihnachtsgeschenke. „Noch hat die Mutter Rücklagen, aber dann weiß noch niemand, wie es weitergeht.“
Andrea Uhrig