Kraus und bunt im Luxus-Kinderzimmer
NÜRNBERG - Im Erlanger Markgrafentheater verniedlicht Thorsten Pitoll Shakespeares „Sommernachtstraum“. Doch als Weihnachtsmärchen taugt die Komödie nur bedingt.
Einmal werden wir noch wach: Als Hermia gegen Ende des „Sommernachtstraums“ die Augen aufschlägt, gibt’s die Happy-End-Bescherung. Lysander ist in sie verliebt, Demetrius in Helena. An die Nacht erinnern nur Hermias verwüstetes Designer-Kinderzimmer, der belämmerte Handwerker und Elf Puck: „Gehn die Sachen kraus und bunt, freu ich mich von Herzensgrund.“
Nur 75 Minuten und acht Schauspieler braucht Regisseur Thorsten Pitoll, um im Erlanger Markgrafentheater Shakespeares erotische Komödie zu einem adventlichen Kindertheaterstück zu verniedlichen und auf Seifenopernkonflikte herunterzubrechen. Hermias Eltern halten das Mädchen zwischen Pferd und Hollywood-Schaukel im goldenen Käfig, aus dem Lysander Erlösung verspricht. Als sie Hermia zu „Stille Nacht“ und Tannenbaum im mannsgroßen Geschenkkarton Rosenkavalier Demetrius servieren, folgen Gestammel, Tränen und die Flucht in den Traumwald.
Hier hängen Stoffsäulen herum, ebenso geblümt wie die Zimmertapete, wird ein Teppich zum Zauberzelt, verwandeln sich die Eltern mit spitzen Ohren und Christbaumschmuckkronen in Oberon und Titania (schön überdreht: Patricia Litten und Andreas Petri). Zur Freude der Kinder begegnen sich hier auch Tanya Häringers agil schabernackender Pumuckl-Puck und Daniel Wagners einzig im Stück verbliebener, dafür enorm vielseitiger Handwerker, ein prägnanter Michael-Jackson-Imitator, gutmütiger Trottel und Esel mit Verdauungsproblemen. Die Love-Krisen der vier sich an Schlegel-Versen abrackernden Hormonschleudern hingegen lassen kalt.
Dabei ist die Traumdeutung, von Ausstatter Tilo Steffen farbenfroh aufgegriffen, eine Möglichkeit, um den Klassiker handfest ins Heute zu bringen. Nur hätte Pitoll sich entscheiden müssen zwischen Freud’schen Seelenschatten und Feenwelt. Das Teenie-Gezeter aber können auch Glitter und Glockenglissandi im Dutzend nicht verzaubern. Georg Kasch
Wieder am 3.-5., 7., 9.-12., 14, 16-19., 21., 25.-27. Dezember. Karten Tel. 09131 / 86 25 11
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