Koranzitate, gebadet in Farbanarchie

NÜRNBERG - Die kunst galerie fürth zeigt kalligrafische „Arabische Kunst“.

Schiffsrumpf, Wolken, Wellen — alles an dieser Arche im wilden Sturm erstarrt zu Schrift, ein Bild gewordener Schrei nach Hilfe. Kalligrafie von Khamis Shehata, die formal abbildet, was sie inhaltlich beschreibt.

„Arabische Kunst“ heißt die von Ursula Schernig kuratierte Schau in der kunst galerie fürth. Die Fürtherin, die in Ägypten lebte, betrieb später die Galerie „Kunst des Niltals“. Nun hat sie vier Künstler aus Ägypten, Sudan und Syrien ausgewählt, in deren Werken die Schrift dominiert.

Am Anfang stand das Abbildungsverbot des Islam. Um Moscheen und Paläste zu schmücken, blieben Ornamente — und die Kalligrafie, das schöne Schreiben. Schnell wurde sie zu einer der wichtigsten Kunstformen im arabischen Raum. Und ist es trotz Liberalisierungen bis heute geblieben.

Zum Beispiel dank Mouneer Al Shaarani, der seine Sinnsprüche, Gedichte und Metaphern so klar designt, dass sie an die typografischen Experimente der Moderne erinnern und doch immer einen Bezug zum Inhalt herstellen. Ein Star in der arabischen Welt, lassen sich seine Werke am ehesten mit zeitgenössischer Kunst vergleichen.

Salah Hassouna hingegen ist ein Volkskünstler, der erst spät das Schreiben lernte und Koranzitate in hundertwasserscher Farbanarchie badet. Khamis Shehatas Kalligrafien winden sich wie Jugendstilarabesken; die Entwürfe Tagesir Hassans zerlaufen wie Aquarelle. Das alles ist hübsch anzusehen, erschließt sich für den westeuropäischen Blick aber erst auf einer Führung. GK

kunst galerie fürth (Königsplatz 1): bis 17. Mai, Di-Sa 13-18 Uhr, So 11-17 Uhr. Führungen am 19., 26.4. und 17.5. um 11 Uhr