"Kontrollwahnsinn": Zum Schulstart sprechen sich Eltern und Lehrer weiter gegen "Exen" in Bayern aus

An diesem Dienstag beginnt in Bayern das neue Schuljahr. Erneut stehen die teils verhassten, unangekündigten Tests in den Schulen im Fokus.
AZ/dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
24  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das Schulsystem in Bayern braucht nach Expertenansicht eine grundlegende Reform. (Symbolbild)
Das Schulsystem in Bayern braucht nach Expertenansicht eine grundlegende Reform. (Symbolbild) © Peter Kneffel/dpa

Das Schulsystem in Bayern muss sich nach Ansicht des Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverbands (BLLV) und des Bayerischen Elternverbands (BEV) grundlegend verändern. Es brauche eine andere Form des Lernens und ein anderes Leistungsverständnis, forderten BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann und die stellvertretende Vorsitzende des BEV, Angela Wanke-Schopf, in der "Süddeutschen Zeitung". An diesem Dienstag beginnt in Bayern das neue Schuljahr. 

"In unserer bayerischen Gesellschaft leben wir einen scharfen Leistungsbegriff, viele sind unterwegs in dem Kontrollwahnsinn", sagte Fleischmann. "Alternative Formen der Leistungserhebung, die gibt’s aber schon, die stehen in den Lehrplänen, aber das trifft den Mainstream-Geschmack der Söderianer nicht." Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hatte im vergangenen Herbst per Machtwort das Fortbestehen der unangekündigten Tests verkündet. 

"Exen" bleiben in Bayern, Stadt München empfiehlt Schulen den Verzicht  

Wanke-Schopf sagte: "Wir vom BEV sind ganz klar für die Abschaffung der unangekündigten 'Exen' (Extemporalen d.Red.) und dieses Abfragen, also dieses 'An die Tafel holen und dann eine Viertelstunde oder halbe Stunde fragen, bis der Schüler die Nerven verliert und eine schlechte Note bekommt'." Es brauche eine andere Prüfungskultur. "Warum nicht individuelle Projekte machen und darüber einen Test schreiben? Warum sollen die Lehrer nicht im Gespräch Noten machen?", sagte Wanke-Schopf. "Brauchen wir Noten überhaupt? Ich finde, da sollte man viel größer denken."

Nach Angaben des Kultusministeriums wird es die bei vielen Schülerinnen und Schülern besonders ungeliebten "Exen" weiter geben. Es liegt aber weiterhin im Ermessen der Lehrer, wie sie damit umgehen.

Am 3. Juli hatte der Bildungsausschuss des Bayerischen Landtages eine Petition einer Münchner Schülerin abgelehnt, die ein Ende der unangekündigten Leistungsnachweise gefordert hatte – 56.000 Menschen folgten ihr in diesem Aufruf. Unterstützt wurde sie dabei nicht nur von anderen Schülerinnen und Schülern, sondern auch von Fachkräften, Elternverbänden und Experten aus dem Bildungsbereich. 

Lesen Sie auch

Nach der Absage auf Landesebene, entschied man sich im Münchner Bildungsreferat dazu, einem Antrag der Fraktion Grüne – Rosa Liste – Volt zu folgen und eine Empfehlung an die Schulen und Lehrerschaft der Landeshauptstadt auszusprechen, auf unangekündigte Leistungsnachweise zu verzichten. Schulen, die sich gegen die sogenannten "Exen" entscheiden, können also mit der Rückendeckung ihres Bildungsreferats rechnen. Anja Berger, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion, äußerte daraufhin ihre Hoffnung, dass viele Schulleiter*innen und Lehrkräfte der Empfehlung folgen und so ein besseres Lernklima schaffen. Als Lehrerin weiß ich, dass ein Unterricht ohne Exen und Abfragen die bessere Wahl ist."

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
24 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Bongo am 16.09.2025 18:10 Uhr / Bewertung:

    Antwort an den wahren Tscharlie:
    Du mußt Dich nicht um Fakten für mich bemühen, nur weil Du die Ironie in meinem Beitrag („mickriges Gehalt und wenig Urlaub“der Lehrer) nicht erkannt hast. Trotzdem: Danke für Deine Bemühungen, wenn diese auch unnötig waren, weil ich das alles längst selber weiß!

    Antworten lädt ... Kommentar melden
  • Bongo am 16.09.2025 11:13 Uhr / Bewertung:

    Antwort an den wahren Tscharlie:
    Joooo…Öl zum besseren Verständnis für Dich: Den Lehrern kann man angesichts ihres mickrigen Gehaltes und des wenigen Urlauubs nun wirklich nicht auch noch zumuten, Exen vorzubereiten und zu korrigieren! Da ist es doch viel einfacher, mündliche Noten, die nicht nachvollziehbar und nicht nachprüfbar sind, zu vergeben.

    Antworten lädt ... Kommentar melden
  • Der wahre tscharlie am 16.09.2025 16:52 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Bongo

    "mickrigen Gehaltes"......
    Etwas Fakten für dich!
    "Ein Lehrer der Besoldungsgruppe A13 kann im Monat beispielsweise mit etwa 3.575 € netto beginnen, während ein Beamter mit langer Berufserfahrung in A13 über 4.200 € netto verdienen kann."
    Wohlgemerkt NETTO. UND man beachte den Unterschied des Verdienstes von einem angestellten Lehrer zu einem Beamteten....

    Antworten lädt ... Kommentar melden
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.