Komponiert dieser Nürnberger bald für Hollywood?

Thommy Dietrich arbeitet in seinem Heimstudio in St. Johannis an jenen Klängen, die Filme erst zu Kino machen. Sein „Meisterbrief“: Die Musik für einen kommenden Blockbuster aus Vietnam.
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In seinem kleinen Heimstudio in Johannis feilt Thommy Dietrich an Klängen, die große Kinosäle zum Beben bringen.
Berny Meyer 2 In seinem kleinen Heimstudio in Johannis feilt Thommy Dietrich an Klängen, die große Kinosäle zum Beben bringen.
Dietrichs „Meisterbrief“: die Musik zum kommenden vietnamesischen Blockbuster „Truyen Ben Ho“.
abendzeitung 2 Dietrichs „Meisterbrief“: die Musik zum kommenden vietnamesischen Blockbuster „Truyen Ben Ho“.

Thommy Dietrich arbeitet in seinem Heimstudio in St. Johannis an jenen Klängen, die Filme erst zu Kino machen. Sein „Meisterbrief“: Die Musik für einen kommenden Blockbuster aus Vietnam.

NÜRNBERG Schade, dass es noch keine Ton-Zeitung gibt. Dann würden Sie jetzt womöglich einen Trommelwirbel hören, erst leise, dann immer fulminanter. Vielleicht einen schmissigen Bläsersatz oder einen strahlenden Gitarren-Akkord. Helden-Musik. Passend zum Protagonisten dieser Geschichte: Thommy Dietrich, der sich von St. Johannis aus anschickt, die Welt des Films zu erobern.

Wenn der 37-Jährige nicht seinem Hauptberuf nachtgeht und als Elektroingenieur Bauteile für Unterhaltungs–, Industrie- und Automobil-Elektronik vertreibt, sitzt er in seinem Heimstudio und schraubt an Klängen, die Filme erst zu Kino werden lassen. Thommy Dietrich ist Filmkomponist – und dabei ziemlich erfolgreich.

Sein jüngster Streich: Die Vertonung eines kommenden „Blockbusters“. „Truyen Ben Ho“ heißt der und wird – nimmt man den Bekannheitsgrad der Schauspieler als Maßstab – in Asien zum Knüller. Die Untermalung der rührenden Geschichte eines kleinen Vietnamesen, den sein Großvater in eine Märchenwelt entführt, ist für Dietrich so etwas wie der Meisterbrief.

Er sieht Töne, hört Bilder

Mit seinem ersten Kino-Projekt, dem deutschen Independent-Streifen „Nichts ist für die Ewigkeit“, hatte sich Dietrich vor zwei Jahren einen Namen gemacht. Es folgten Aufträge für TV-Produktionen und Werbespots, bis der Regisseur von „Truyen Ben Ho“, Tran Duc Minh – ein Vietnamese, der in Europa aufwuchs – anrief: Thommy soll seinen Film vertonen.

„Eine Mischung aus traditioneller asiatischer Musik und europäischen Klängen“ hatte sich der Filmemacher für das ambitionierte Projekt vorgestellt – und da Dietrich nicht mal eben nach Vietnam konnte, war zunächst wochenlanges Studium angesagt: „CDs aus Vietnam hören, vietnamesische Filme anschauen, asiatische Harmonielehre“ standen auf dem Programm.

Es folgten sechs Wochen im kleinen, aber sehr fein ausgestattenen Heimstudio, wo Dietrich an Rechner und Synthesizern ganze Nächte durchtüftelte. Das Ergebnis: nicht nur für europäische Ohren frappierend – der exotische Sound klingt wie frisch aus Hanoi importiert. Westliche Gitarren-Klänge – „im asiatischen Kino derzeit sehr angesagt“ (Dietrich) – runden das Bild ab, geben dem Streifen internationales Format.

Die Wünsche der Regisseure zu respektieren, aber auch eigene Ideen einzubringen, sind A und O eines Filmkomponisten. Nicht immer wissen Filmemacher, welche Musik eine bestimmte Szene leinwandtauglich macht. Dietrich, an Piano und Orgel ausgebildet, schon. Er hat jene Fähigkeit, die als Synästhesie bekannt ist: Töne sehen, Bilder hören. Winzigkeiten – selbst das Lidzucken eines Schauspielers – dirigieren seine Arbeit. Dank seines Studiums ist er mit den komplexen technischen Abläufen zeitgenössischer Audio-Technik bestens vertraut, trotzdem absoluter Autodidakt, was das Komponieren angeht.

Derzeit arbeitet Dietrich für den zweiten Teil von „Nichts ist für die Ewigkeit“. Was dann kommt? „Vielleicht die Verantwortung für ein richtig großes millionenschweres Projekt“, hofft er. Hollywoodreif sind seine Arbeiten schon jetzt.

Steffen Windschall

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