Kokain in Grillkohle: Prozess gegen zwei Angeklagte
Hamburg - Rund 80 Kilogramm Kokain sollen zwei Männer aus der Nähe von Augsburg aus Paraguay nach Deutschland geschmuggelt haben - getarnt als Grillkohle. Der Zoll hatte das Rauschgift im August vergangenen Jahres im Hamburger Hafen bei der Kontrolle eines Containers entdeckt. Im Oktober waren drei Verdächtige verhaftet worden. Ein 62-Jähriger muss sich nun seit Montag vor dem Hamburger Landgericht wegen Rauschgifthandels und illegaler Einfuhr von Betäubungsmitteln verantworten. Ein 49 Jahre alter Mitangeklagter wird der Beihilfe beschuldigt. Gegen den dritten Verhafteten wurde das Verfahren eingestellt.
Keine Zuschauer beim Prozess erlaubt
Zum Prozessauftakt vor dem Hamburger Landgericht kündigten die Verteidiger Aussagen ihrer Mandanten an. Noch bevor der Anwalt aber eine erste Erklärung verlesen konnte, regte der Richter einen Antrag auf Ausschluss der Öffentlichkeit an - begründet mit einer "Gefährdungslage". Nach dem Gerichtsverfassungsgesetz können die Zuschauer ausgeschlossen werden, wenn eine Gefahr für das Leben oder die Freiheit eines Zeugen oder einer anderen Person zu befürchten ist.
Der Staatsanwalt hatte in der Verlesung der Anklage weitere mutmaßliche Mittäter mit spanischem Namen genannt. Nach Angaben des Zollfahndungsamts Hamburg hatte das geschmuggelte Kokaingemisch einen Straßenverkaufswert von rund 5,2 Millionen Euro. Laut Staatsanwaltschaft war es sehr rein, mit einem Wirkstoffgehalt von über 90 Prozent. Das Rauschgift war zu je 100 Gramm gepresst und mit einer Holzkohleschicht überzogen worden. Die "Koks"-Briketts wurden mit echten Holzkohlebriketts vermischt und in Drei-Kilo-Säcken abgepackt.
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Die Lieferung umfasste insgesamt 18 Tonnen. Für die Abwicklung sollen die Angeklagten über einen Strohmann extra eine Importfirma in Gessertshausen bei Augsburg gegründet, Handys besorgt und eine Reihe von Bankkonten eröffnet haben. Eine Risikoanalyse veranlasste die Zollbeamten, den Container genauer zu untersuchen. Sie stießen bei der Durchleuchtung der Grillkohlesäcke auf Unregelmäßigkeiten und kontrollierten die Lieferung schließlich von Hand. Die Beamten entnahmen die "Koks"-Briketts, versiegelten den Container erneut und brachten ihn möglichst schnell wieder auf den Weg nach Gessertshausen, wie ein Gerichtssprecher auf Grundlage der Anklageschrift erläuterte.
Drogen mit Verkaufswert von 5,2 Millionen Euro
Dadurch kamen die Ermittler den Angeklagten auf die Spur, die schließlich im Oktober 2015 verhaftet wurden. Der Inhaber der Firma gab an, von dem Drogendeal nichts gewusst zu haben. Ihm seien 200 bis 300 Euro pro Monat versprochen worden, wenn er seinen Namen hergebe und Vollmachten erteile. Da ihm das nicht widerlegt werden konnte, stellte die Justiz das Verfahren gegen ihn ein.
Dem 62 Jahre alten Hauptangeklagten bot die Staatsanwaltschaft nach Angaben des Richters an, bei einem Geständnis und entsprechender Hilfe bei der Aufklärung des Schmuggels nur zwischen acht und zehn Jahre Haft zu fordern. Das Gericht selbst deutete an, dass es angesichts des Alters und der angeschlagenen Gesundheit des Angeklagten auch noch milder urteilen könnte. Der zweite Beschuldigte, der inzwischen wieder auf freiem Fuß ist, könne bei einem Geständnis mit einer Strafe um die drei Jahre rechnen. Feste Vereinbarungen trafen die Prozessparteien jedoch nicht.
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"Mein Mandant wird sich umfangreich zur Sache einlassen", kündigte der Anwalt des 62-Jährigen an. Über den Inhalt solle aber Stillschweigen gewahrt werden. Es gehe um Betäubungsmittelhandel in großem Stil, erklärte er. Auf die Frage, ob sich sein in Italien geborener Mandant bedroht fühle, sagte der Verteidiger: "Es geht ganz grob in diese Richtung." Der Richter sprach von "grenzüberschreitender Kriminalität". Für den Prozess hat das Gericht noch sieben weitere Verhandlungstermine bis zum 8. Juni angesetzt.
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