Glowacz: Skitourismus-Erhalt mancherorts unverhältnismäßig

Ein Felssturz trifft das Schweizer Dorf Blatten, ein anderer Ort ist teils bedroht. Der Klimawandel zeigt sich in den Alpen besonders - und bringt Veränderungen für Einheimische wie Touristen.
dpa |
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Der Extremkletterer Stefan Glowacz warnt vor den Folgen des Klimawandels.
Der Extremkletterer Stefan Glowacz warnt vor den Folgen des Klimawandels. © Sabine Dobel/dpa
München

Der Extremkletterer Stefan Glowacz sieht durch den Klimawandel einschneidende Veränderungen auf manche Alpengegenden zukommen. "Es wird definitiv zu Wegsperrungen kommen." Teils müssten Wege umgeleitet und womöglich sogar Orte umgesiedelt werden. Vor allem in der Schweiz könne das beim Abschmelzen des Permafrostes, der das Gestein in höheren Lagen zusammenhält, zum Thema werden, sagte Glowacz. Zur genauen Einschätzung der Lage sei hier die Wissenschaft gefragt.

Ende Mai hatte eine gigantische Eis-, Fels- und Schuttlawine das Schweizer Dorf Blatten verschüttet. Die 300 Dorfbewohner waren vorsorglich evakuiert worden, ein Schäfer wird noch immer vermisst. Auch den Ort Brienz in Graubünden bedroht zeitweise eine Schuttlawine.

Gefahr aus Fels

Was an Felsstürzen in der Öffentlichkeit bekannt werde, sei nur "die Spitze des Eisbergs", sagte Glowacz. Man höre meist nur davon, wenn Menschen betroffen seien - jedoch gebe es immer mehr dieser Vorkommnisse; kürzlich etwa an der Eiger Nordwand. "Als ich das Klettern angefangen habe, haben wir uns über Felsstürze noch keine Gedanken gemacht", sagte der 60-Jährige.

Weitere Investition in Skitourismus in bestimmten Lagen "dumm"

Glowacz forderte dringend ein Umdenken im Tourismus. Es sei klar, dass in bestimmten Höhenlagen Skifahren nicht mehr möglich sein werde - oder nur mit einem unglaublichen Aufwand. "Das steht für mich nicht im Verhältnis", sagte Glowacz. Hier noch zu investieren, sei aus seiner Sicht "dumm". "Man hätte schon längst anfangen müssen, andere Konzepte zu entwickeln."

Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) verteidigte das umstrittene dritte Modernisierungsgesetz, mit dem sich unter anderem Vorschriften für Umweltverträglichkeitsprüfungen (UVP) ändern sollen.

Weniger Prüfungen, mehr Tempo – um welchen Preis?

Grenzwerte für verpflichtende Prüfungen etwa bei Beschneiungsanlagen, Skipisten und Seilbahnen sollen angehoben werden. In der Folge würden Prüfungen der Folgen für Natur und Umwelt nach Einschätzung von Umweltverbänden seltener nötig.

Es gehe nur um den Schwellenwert, betonte Glauber dazu. Es gebe keine Hinweise, dass Naturschutz und Umweltschutz vernachlässigt würden, Umweltverträglichkeitsprüfungen werde es weiter geben. Es gehe darum, Verfahren zu beschleunigen. Man wolle schließlich in Bayern weiter Bergbahnen haben - auch wenn sich das Skifahren in Bayern verändere. Glauber verwies auf Millionensummen, die sie Staatsregierung in die Anpassung an den Klimawandel investiere.

Kritiker sehen dennoch in dem Gesetz einen Rückschritt für den Naturschutz und eine Einschränkung im Mitspracherecht. Der Naturschutz werde bei Neubau und Modernisierung von Skigebieten und Seilbahnen ausgehebelt.

Kein "Disneyland" in den Bergen

Glowacz mahnte, als Alternative zum Skitourismus den Sommertourismus auszubauen - aber "nicht zu einem Disneyland", sagte Glowacz. Die Bergwelt sei spektakulär genug, auch ohne extra Attraktionen. Neue Aussichtsplattformen, Hängebrücken oder Seilrutschen zu installieren - "das geht vollkommen die falsche Richtung. Damit sensibilisiert man die Menschen nicht für die Schönheit der Natur."

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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