Kita-Streik: Darum geht es wirklich!

Mehr Anerkennung in der Gesellschaft, weniger Stress: Warum die Erzieher am Montag in den Ausstand traten.
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Wohin mit dem Kind? Diese Erzieherin hat ihr Kleines einfach mit zu dem Protestzug genommen.
Berny Meyer 3 Wohin mit dem Kind? Diese Erzieherin hat ihr Kleines einfach mit zu dem Protestzug genommen.
Rote Karte für die Arbeitgeber: Kinderpfleger Antonio Vila fordert mehr Wertschätzung in der Gesellschaft für seinen Beruf.
Berny Meyer 3 Rote Karte für die Arbeitgeber: Kinderpfleger Antonio Vila fordert mehr Wertschätzung in der Gesellschaft für seinen Beruf.
Sie streiken - für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Mehr als 1000 Erzieherinnen und Erzieher haben sich in Nürnberg am Ausstand beteiligt.
Berny Meyer 3 Sie streiken - für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen. Mehr als 1000 Erzieherinnen und Erzieher haben sich in Nürnberg am Ausstand beteiligt.

Mehr Anerkennung in der Gesellschaft, weniger Stress: Warum die Erzieher am Montag in den Ausstand traten.

NÜRNBERG Die Botschaft ist eindeutig: Auf großen Plakaten haben die Streikenden Parolen wie „Jeder braucht uns – kaum einer schätzt uns“ und „Hörgeschädigt, häufig krank – geringer Lohn, das ist der Dank“ aufgepinselt. Weit mehr als 1000 Erzieherinnen und Erzieher haben am Montag ihre Arbeit niedergelegt und gestreikt – sie fordern eine bessere Wertschätzung ihrer Arbeit.

Antonio Vila ist einer von ihnen. Am Morgen hat er sich eine Streikweste angezogen und schloss sich den Kollegen bei dem Protestzug vor das Nürnberger Rathaus an. Vila streikt, weil er die Nürnberger aufrütteln will: „Die Wertschätzung für unsere Arbeit ist sehr gering“, sagt der 27-Jährige, während rings um ihn Hunderte in ihre Trillerpfeifen blasen. „Die Leute sollen merken, was unsere Arbeit leistet!“

Zunehmender Stress im Beruf – das ist auch einer der Gründe für den Ausstand. „Bei uns sind in einer Gruppe 25 Kinder. Die Grenze sollte bei 20 liegen, das macht viel aus – allein schon von der Lautstärke.“ Auch Erzieherin Janine S. findet: „Der psychische und physische Stress ist gestiegen. Es gibt immer mehr Kinder aus Problemfamilien, wir haben dadurch immer mehr Verantwortung – aber bei gleich bleibendem Gehalt.“

2000 Euro brutto: „Damit kann ich keine Familie ernähren“

Momentan bekommt ein Erzieher rund 2000 Euro brutto. „Damit kann ich keine Familie ernähren“, klagt Vila. „Ich habe zwar keine Kinder – aber bei dem Gehalt müssten sich meine Frau und ich das sowieso zwei Mal überlegen.“ Streikführer Jürgen Göppner, Verdi-Geschäftsführer von Mittelfranken, fordert deshalb: „Erzieherinnen und Erzieher sollen künftig nach der Entgeltgruppe E9 bezahlt werden!“ Nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes wären das mindestens 350 Euro mehr im Monat – momentan bezahlt der Staat die Erzieher nach der Entgeltgruppe E6. „Da verdient jeder Kfz-Mechaniker mehr“, sagt Erzieherin Illsabe M. und seufzt.

Rund 80 Kindertagesstätten hatten sich an dem gestrigen Ausstand beteiligt. Bei dem Protestzug waren mehr als 1000 Mitarbeiter dabei, in ganz Deutschland legten sogar 15.000 ihre Arbeit nieder. Verdi-Geschäftsführer Göppner war begeistert von der regen Teilnahme – trotzdem hofft er, dass am kommenden Dienstag noch mehr kommen. Da wird nämlich gleich wieder gestreikt.

K. Serdarov

Ob die "Not-Kitas" am Streiktag der Lage Herr wurden, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Dienstag, 19. Mai

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