Kinderschänder zieht seinen Opfern nach
FÜRTH - Unfassbar: Ein Kinderschänder (65) wird bald aus der Haft entlassen – und will in die Nachbarschaft der von ihm missbrauchten kleinen Mädchen ziehen. Seine Frau nahm sich eine Wohnung neben dem Grundstück der Opferfamilie.
Mittwoch, 21. Mai: Diesem Tag in der kommenden Woche zittert eine Familie aus Wilhermsdorf (Landkreis Fürth) regelrecht entgegen. An diesem Tag wird nämlich Karl G. (65, Name geändert), der mehrere Kinder, darunter seine eigenen Enkel, über Jahre hinweg sexuell missbraucht hat, nach vier Jahren aus dem Gefängnis entlassen. Das Unfassbare: Der Kinderschänder will eine Wohnung beziehen, die direkt an das Grundstück seiner Opfer grenzt!
Karl G. verging sich auch an seinen eigenen Enkeln
„Ich weiß nicht, wie ich mit dieser Situation zurecht kommen soll“, sagt die Mutter von zwei Mädchen (9 und 13 Jahre alt), die dem Mann im Rentenalter in die Hände gefallen sind. Die Kinder leiden noch heute an den Folgen der perversen Übergriffe! Ab der kommenden Woche sind sie die direkten Nachbarn von Karl G.: „Soll ich meine Töchter jetzt nicht mehr aus dem Haus lassen, weil sie jederzeit ihrem Peiniger wieder gegenüber stehen könnten und alles wieder hochkommt?“, so die besorgte Frau. Abgesehen von den Problemen, die sich bei ihren Töchtern durch den Missbrauch auftürmten, hat auch sie selbst eine wahre seelische Talfahrt hinter sich bringen müssen. Sie war es nämlich, die den Fall aufdeckte. Die beherzte Frau und der Schwiegersohn des Täters erstatteten Anzeige. Dessen Tochter und die Ehefrau von Karl. G. jedoch hätten die widerlichen Vorfälle am liebsten unter den Tisch gekehrt.
Die Folgen waren für die Anzeige- Erstatterin ein regelrechtes Spießrutenlaufen. „Manchmal kam ich mir vor, als wären wir die Täter – und nicht die Opfer“, erinnert sie sich. In dem kleinen Dorf im Landkreis Fürth, wo sich der Fall zutrug, glaubten nämlich zuerst viele, dass Karl G. zu Unrecht beschuldigt würde. Das schlug sich sogar in einer anonymen Morddrohung nieder. „Du kommst hier nicht lebend heraus“, musste sich die Mutter der Kinder am Tag vor dem Prozess von einem Unbekannten am Telefon anhören. Beim Verfahren gegen den Täter wurden deshalb vor der Aussage der Frau alle Zuhörer streng kontrolliert. Am Ende der Verhandlung bestand jedoch kein Zweifel mehr, dass sich Karl G. an seinen eigenen Enkelkindern und den mit ihnen befreundeten Geschwistern aus der Nachbarschaft vergriffen hatte.
Bei der Vernehmung durch die Polizei nach seiner Festnahme im Jahr 2004 hatte Karl G. sogar eiskalt behauptet, von den Kindern verführt worden zu sein. Erst sehr spät legte er aufgrund der für ihn aussichtlosen Beweislage ein knappes Geständnis ab. Er hatte sich im Keller eine Art Folterkammer mit gynäkologischen Stuhl, einem selbst angefertigten Holzpenis und anderen Utensilien eingerichtet.
Die Eltern der Missbrauchsopfer zogen extra fort
Die Eltern der beiden Nachbarsmädchen zogen mit ihren Kindern nach Wilhermsdorf, um den Ort des Schreckens hinter sich zu lassen. Doch jetzt werden sie an ihrem neuen Wohnsitz, der vor gut zehn Jahren durch den sexuell motivierten Mord an der kleinen Carla (9) schon einmal in die Schlagzeilen geratenwar, von der Vergangenheit wieder eingeholt. Die Ehefrau des verurteilten Kinderschänders mietete sich ausgerechnet in Sichtweite der Opferfamilie eine Wohnung. Dort wartet sie auf ihren Mann, der nächste Woche entlassen wird. „Ich glaube, dass sie diese Wohnung genommen haben, um sich zu rächen.Weil ich ihn ins Gefängnis gebracht habe“, vermutet die Mutter der Opfer. Die Vermieterin, die nicht wusste, wer hier einziehen soll, will nun alle Hebel in Bewegung setzen, um das zu verhindern. Für die Eltern der beiden missbrauchten Kinder ist das die einzige Möglichkeit, um einigermaßen in Frieden leben zu können. „Diesen Mann auf der Straße zu begegnen – das halten wir nicht aus“, sagt die Mutter.
Helmut Reister
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