Keltenstadt Manching gibt neue Geheimnisse preis

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Drei Jahre lang haben Archäologen im Oppidum von Manching in der Vergangenheit gegraben - nun erzählen die Funde neue Geschichten aus der Welt der Kelten. In der ohnehin schon am besten erforschten Keltensiedlung Mitteleuropas kamen mehr als 40.000 weitere Fundstücke ans Licht: von winzigen Fischschuppen bis zur kunstvoll gegossenen Bronzestatuette. "Das Oppidum von Manching ist von unschätzbarem Wert für die Wissenschaft", resümierte der Generalkonservator des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege, Mathias Pfeil.
So konnte das Forscherteam anhand von Fischschuppen und Gräten erstmals belegen, dass die Kelten in der späteisenzeitlichen Siedlung südöstlich von Ingolstadt Fisch aßen. Spuren von Hammerschlägen verraten, dass sie Eisen verarbeiteten – eine Fertigkeit, die bisher ebenfalls nur vermutet wurde. Ernährt haben sich die Menschen nachweislich von Getreide, Rind- und Schweinefleisch, Milchprodukten und Fisch. In der Stadt gab es reine Handwerksviertel, und Werkstoffe wie Keramik, Holz und Metall wurden recycelt, um Ressourcen zu sparen.
Waren die Toten im Brunnen Teil eines Rituals?
Für Rätselraten sorgt bei dem Expertenteam ein Kastenbrunnen aus der Zeit zwischen 120 und 60 v. Chr.: Darin lagen die Überreste von mindestens drei Menschen, dazu zahlreiche Tierknochen, 32 Metallobjekte und mehr als 50 Keramikgefäße. Ob dahinter ein ritueller Hintergrund steckt, ist noch unklar – für Manching ist ein solcher Fund jedenfalls außergewöhnlich.
Ein weiterer Höhepunkt der Funde in dem Bodendenkmal ist eine Bronzefigur eines Kriegers im Miniaturformat, detailreich im Wachsausschmelzverfahren im Bronzevollguss gefertigt. "Wir kennen die Keltensiedlung bereits als Fundort bemerkenswerter Menschendarstellungen. Doch diese 75 Millimeter hohe und 55 Gramm schwere Statuette ist eine besonders komplexe und feingliedrige Arbeit", betonte Restaurator des Landesamts, Thomas Stöckl.
Grabungen zur Entschärfung eines Unfallschwerpunkts nötig
Die zwischen 2021 und 2024 durchgeführten archäologischen Untersuchungen auf 6.800 Quadratmetern waren notwendig geworden, weil ein Unfallschwerpunkt an der Bundesstraße 16 durch Straßenbauarbeiten behoben werden sollte. Bislang sind erst zwölf bis 13 Prozent des 400 Hektar großen Bodendenkmals archäologisch erforscht. Die Funde sind staatliches Eigentum, kommen in eine staatliche Sammlung und werden wissenschaftlich ausgewertet.
Die Keltensiedlung hatte sich im Verlauf des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts zu einem politischen und wirtschaftlichen Mittelpunkt nördlich der Alpen entwickelt. Zu ihren Hochzeiten bot sie vermutlich Platz für bis zu 10.000 Menschen - und war damit zum Beispiel größer als das mittelalterliche Nürnberg. Um die Mitte des ersten Jahrhunderts vor Christus verlor die Siedlung dann allmählich ihre Bedeutung und wurde von der Bevölkerung nach und nach verlassen.
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