Keine Zahlung und gekündigt: Ehepaar aus Bayern hat lästigen Krach mit der Versicherung

Eine Familie aus Benediktbeuern wurde nach einem Hagelschaden mit viel zu wenig Geld abgespeist. Erst mithilfe der AZ lenkt die Axa Versicherung ein.
Anne Wildermann |
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Bis vor Kurzem ist das stark lädierte Dach von Wolfgang Köhnlein noch mit Plastikplanen zum Schutz vor Regen und Wind abgedeckt.
Bis vor Kurzem ist das stark lädierte Dach von Wolfgang Köhnlein noch mit Plastikplanen zum Schutz vor Regen und Wind abgedeckt. © privat

Benediktbeuern - Der Winter ist da und Wolfgang Köhnlein und seine Frau Sonia sind am Rande der Verzweiflung. Das Haus des Ehepaares, beide 48 Jahre alt, aus Benediktbeuern (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen) hat seit dem heftigen Hagel-Unwetter am 26. August dieses Jahres ein kaputtes Dach, das bis vor kurzem notdürftig mit Plastikplanen abgedeckt war.

Auch die Solarkollektoren auf dem Dach sind von den großen Hagelkörnern vollständig zerstört worden. Sie sind in zig Tausende scharfe Scherben zersplittert, liegen über den gesamten Garten verteilt. Sie aufzusammeln, würde ewig dauern. Auch der Wintergarten, "das Schmuckstück des ganzen Hauses", wie Köhnlein sagt, wurde stark in Mitleidenschaft gezogen.

Es wird mehrere Wochen dauern, bis der Wintergarten repariert wird.
Es wird mehrere Wochen dauern, bis der Wintergarten repariert wird. © privat

Seit 16 Jahren hatte die Familie eine Gebäudeversicherung bei der Axa

Wie gut, dass die Familie bei der Axa seit 16 Jahren eine Gebäudeversicherung hat, die in solchen Fällen die Schadensregulierung übernimmt. Das dachte sich zumindest der dreifache Familienvater, der als technischer Entwickler bei dem Pharmaunternehmen Roche in Penzberg arbeitet. Aber er wurde eines Besseren belehrt.

"Die Versicherung hat uns insgesamt nur 40.000 Euro für alle Schäden überwiesen," kritisiert Köhnlein im Gespräch mit der AZ. Allein das Dach wieder in Stand zu setzten, kostet mindestens 45.000 Euro. "Wenn wir mehr Geld nur für das Dach haben wollen, will die Versicherung Gutachten von uns", sagt Köhnlein, der sich seit Monaten mit der Axa eine Mail-Schlacht liefert.

"Versicherung lässt uns hängen": Dem Ehepaar wurde nach Hagelschaden einfach gekündigt

Zu allem Übel hat diese dem Ehepaar sogar gekündigt. "Wir sind seit 16 Jahren versichert, haben zuletzt jährlich eine Prämie von mehr als 800 Euro gezahlt, hatten nie einen Schadensfall. Und jetzt haben wir einen und die Versicherung lässt uns hängen", resümiert er.

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Erst auf AZ-Nachfrage bei der Axa und einem neu eingereichten Kostenvoranschlag in Höhe von fast 43.000 Euro für das Hausdach kam die Genehmigung. Inzwischen wurden für die Reparaturarbeiten ein Gerüst aufgebaut und ein Kran aufgestellt.

Der Garten ist voller Scherben – Versicherung: "Er ist keine versicherte Sache"

Doch gänzlich lenkt die Axa, die ihren Hauptsitz in Köln hat, nicht ein. Beispielsweise beim Wintergarten hat sie nur 590 Euro pauschal veranschlagt – exklusive einer neuen Markise. Nach Angaben des Eigentümers Köhnlein viel zu wenig. "Leider haben wir noch keinen neuen Kostenvoranschlag, weil der zuständige Handwerker keine Zeit hat. Es kann bis zu zwölf Wochen dauern, bis der Betrieb aus der Nähe von Augsburg Zeit findet, den Schaden aufzunehmen, und ich dann wieder etwas einreichen kann."

Auch für den Garten, der wegen der Solarkollektoren-Scherben vermutlich bis zum kommenden Sommer von den Kindern zum Spielen nicht genutzt werden kann, will die Axa nicht aufkommen. Begründung laut Familienvater Köhnlein: "Er ist keine versicherte Sache."

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Versicherung zeigt sich zugeknöpft und gibt nur standardisierte Antworten

Und was sagt die Versicherungsgesellschaft? Die gibt sich zugeknöpft. Lässt sich mit einer kurzen und standardisierten Antwort zitieren: "Wir bedauern sehr, dass die Familie mit der Regulierung unzufrieden ist. Wir haben im Sinne einer guten Zusammenarbeit viele Vorschläge unterbreitet und auch bereits 40.000 Euro vorab ausgezahlt. Alle weiteren Kosten für versicherte Reparaturen übernehmen wir selbstverständlich, sobald uns die Nachweise dafür vorliegen."

Den detaillierten AZ-Fragenkatalog und die Frage, warum der Familie mittlerweile gekündigt wurde, lässt die Axa allerdings unbeantwortet. Sie schickte per E-Mail stattdessen ausführliche Hintergrund-Infos, die nicht veröffentlich werden dürfen. Während der zähen Verhandlungen mit der Axa, die sich über Monate hinzogen und noch nicht abgeschlossen sind, hat die Familie eine neue Versicherung für ihr Haus gefunden.

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17 Kommentare
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  • Wuschel_MUC am 05.12.2023 12:48 Uhr / Bewertung:

    Wer irgendeine Versicherung hat, sollte auch eine Rechtsschutzversicherung haben - allerdings bei einer Versicherung, bei der er keinen anderen Versicherungsvertrag hat.

  • Max Merkel am 05.12.2023 09:40 Uhr / Bewertung:

    Sowas ist ein Gutverdiener bei Roche? müßte er vom Status her wissen, bei sowas hol ich als erstes einen Gutachter.

  • ErDa58 am 04.12.2023 13:22 Uhr / Bewertung:

    Die AXA kennt offensichtlich auch hier nicht Ihre Verpflichtungen als Schuldner einer vertraglich zugesicherten Leistung.
    Die zur Feststellung des Versicherungsfalls und des Umfangs der Leistung des Versicherers notwendigen Erhebungen obliegen nämlich eindeutig dem Versicherer. Soweit erforderlich, hat er einen Sachverständigen mit der entsprechenden Schadensermittlung zu beauftragen (vgl. BGH, Urteil vom 18.10.2018 - III ZR 236/17 m.w.N.). Diese Verpflichtung kann der Versicherer nicht auf den Versicherungsnehmer übertragen. Die Kosten dafür sind auch Bestandteil der Versicherungsprämie.
    Offensichtlich kennt die AXA auch § 1a VVG nicht:
    (1) 1Der Versicherer muss bei seiner Vertriebstätigkeit gegenüber Versicherungsnehmern stets ehrlich, redlich und professionell in deren bestmöglichem Interesse handeln.

    Nicht vergessen: Der Versicherer muss seine Entschädigung ab Schadenmeldung mit 4 % verzinsen. (§ 91 VVG).
    Ich glaube schon, dass hier der Versicherungsombudsmann weiterhelefen kann.

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