Kein Witz: Hier hat Grundig überlebt!

Die Firma GSS fertigt auf dem Gelände an der Beuthener Straße Satelliten-Empfangs-Anlagen - und verzeichnet jährlich ein zweistelliges Umsatz-Wachstum
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GSS-Chef Fred Hübner mit einer Satelliten-Schüssel, die das Zeichen seiner Firma trägt. Normalerweise sind die GSS-Anlagen aber größer.
bayernpress.com GSS-Chef Fred Hübner mit einer Satelliten-Schüssel, die das Zeichen seiner Firma trägt. Normalerweise sind die GSS-Anlagen aber größer.

Die Firma GSS fertigt auf dem Gelände an der Beuthener Straße Satelliten-Empfangs-Anlagen - und verzeichnet jährlich ein zweistelliges Umsatz-Wachstum

NÜRNBERG Das riesige Grundig-Schild steht an der Beuthener Straße, als hätte es die Pleite vor fast sechs Jahren nicht gegeben. Damals wurde der Wirtschaftswunder-Konzern zerschlagen. Die ganze Grundig-Produktion verschwand aus Nürnberg. Ganz Grundig? Nein! Eine einzige Firma mit dem Namen Grundig produziert nach wie vor auf dem riesigen Firmengelände: die Grundig SAT Systems (GSS).

„Damals, in der unseligen Insolvenzzeit, habe ich meinem Kollegen Norbert Teschner tief in die Augen geschaut. Und dann haben wir gesagt: ,Wir machen das’“, erinnert sich Fred Hübner (58), heute einer der drei Vorstände bei GSS. Er und Teschner (49) waren damals Manager bei der „Grundig Business-Unit Sat“, verantwortlich für den Bereich Satelliten-Empfangs-Technik.

Und sie wagten den großen Schritt, besorgten sich einen Kredit bei der Sparkasse Nürnberg und verhandelten mit den Insolvenzverwaltern ein so genanntes „Management Buy Out“. „Wir haben damals alle 78 Mitarbeiter übernommen“, sagt Hübner. „En bloc, Entwicklung, Produktion und Marketing – einfach alles.“ Für die Mitarbeiter habe sich damals nichts geändert: „Und ich bin stolz darauf, dass noch alle an Bord sind. Und das, obwohl nicht wenige dem jungen Unternehmen kaum drei Monate zum Überleben gaben.“

Ruhig geschlafen hat Hübner damals nicht: „Wir haben gesagt, wenn die ersten sechs Monate laufen, wie wir das geplant haben, kann das Ding fliegen.“ Und wie es geflogen ist: Seitdem hat GSS jedes Jahr ein zweistelliges Umsatz-Wachstum geschafft. Selbst im Krisenjahr 2009 kletterte der Umsatz auf 16 Millionen Euro – ein Plus von 11 Prozent. Auch für heuer rechnet Hübner mit einem zweistelligen Plus – und will 2012 die 20-Millionen-Schallmauer durchbrechen. Die Mitarbeiter-Zahl ist auf 89 gewachsen

Hübner ist heute im Vorstand für Vertrieb, Marketing und Produktion zuständig, Teschner für die Technik. Fürs Kaufmännische haben die beiden Winfried Stahl (47) an Bord geholt.

"Es gibt keinen Grund, woanders hinzugehen"

Das Kerngeschäft der GSS sind professionelle Sat-Anlagen, so genannte Kopfstationen, die die Signale auffangen und in Breitband-Kabelnetze von Hotels, Krankenhäusern, Wohnanlagen oder sogar ganzen Stadtteilen einspeisen. Die größte GSS-Anlage steht in Berlin und versorgt 60000 TV-Zuschauer. Mit einem Anteil von rund 28 Prozent ist GSS Marktführer in Europa, verkauft rund die Hälfte ihrer Anlagen im Ausland. Besonders stark profitiert hat man vom Boom in den Arabischen Emiraten, aber auch in Südosteuropa und in Lateinamerika ist man stark vertreten.

Doch Erfolg im Neu-Anlagen-Geschäft ist nicht alles: Rund 45000 Grundig-Kopfstationen mit etwa 400000 Empfangs-Cassetten befinden sich heute bereits im Markt. „70 Prozent davon sind noch auf analogen Empfang eingerichtet“, sagt Hübner. „Da werden wir in den nächsten Jahren reichlich zu tun bekommen.“

Die Digitalisierung, aber auch die Einführung des hochauflösenden Fernsehens HDTV wird die Nachfrage nach Kopfstationen befeuern. Der Vorteil für GSS: Ihre neue Technik ist mit der alten Grundig-Technik kompatibel. Alte

Cassette raus, neue rein – diese Lösungen aus einem Guss bietet kein anderer.

Dass GSS in näherer Zukunft den Standort Nürnberg verlassen könnte, steht nicht zu befürchten. Bis 2014 hat sich das Unternehmen an die alte Grundig-Fertigungshalle gebunden. „Doch auch danach gibt es keinen Grund, woanders hinzugehen“, so Fred Hübner. Nur hier gibt es das Personal, das in der Lage ist, die maßgeschneiderten Sat-Lösungen zu produzieren. Und das in einer unglaublichen Fertigungstiefe: GSS wickelt sogar ihre Kupferspulen selbst – auf Maschinen, die einst Max Grundig anschaffte. Ergebnis ist eine konkurrenzlose Flexibilität. Hübner: „Im Inland sind wir in der Lage, unsere Komponenten innerhalb von 24 Stunden zu liefern!“

Winfried Vennemann

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