Kein Witz: 7310 Nürnberger sind spurlos verschwunden

Wie viele Einwohner hat die Stadt wirklich? Die amtlichen Statistiker stehen vor einem Rätsel.
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So viele Nürnberger - da kann man schon mal den Überblick verlieren.
B. Meyer So viele Nürnberger - da kann man schon mal den Überblick verlieren.

Wie viele Einwohner hat die Stadt wirklich? Die amtlichen Statistiker stehen vor einem Rätsel.

NÜRNBERG Eigentlich gilt die Statistik als seriöse Wissenschaft, und Statistiker sind Menschen, die höchst penibel mit Zahlen umgehen. Vor allem, wenn sie beamtet und im Nürnberger Rathaus oder im Bayerischen Landesamt für Statistik tätig sind. Umso mehr verwundert, dass es in Zeiten modernster Computertechnik keine exakte Einwohnerzahl für Nürnberg gibt: 496.211 geben die städtischen Statistiker an. Auf 503.521 kommt das Landesamt...

Die Zahlen-Zauberer schaffen damit etwas, wovon selbst ein Meister-Magier wie David Copperfield träumt: Sie lassen 7310 Menschen spurlos verschwinden, einfach so.

So viele Einwohner hat der Markt Pleinfeld im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen (Stand 31. Dezember 2009). Und so viele Zuschauer füllen die Blocks 7 bis 11 und 13 in der Nordkurve des Nürnberger easyCredit-Stadions.

Wie kann es sein, dass sich so viele Menschen in Luft auflösen?

Doch wie kann es dazu kommen, dass sich so viele Menschen in Luft auflösen? Mit einem so genannten Rundungsfehler, den Statistiker sonst bei kleineren Ungenauigkeiten heranziehen, ist es hier nicht getan.

„Wir können uns nicht erklären, wo genau der Grund für den Unterschied zwischen beiden Zahlen liegt“, sagt Wolf Schäfer, Leiter des Nürnberger Statistikamts. Und auch Peter Englitz, Sprecher des Landesamts, steht vor einem Rätsel.

Zuletzt wurden die Nürnberger, Einwohner für Einwohner, 1987 gezählt. Seit dieser letzten – damals hoch umstrittenen – Volkszählung werden Einwohnerzahlen nur noch fortgeschrieben. Das heißt: Geburten und Sterbefälle werden mit der damaligen Zahl verrechnet. Dazu kommt der Saldo aller Zu- und Wegzüge. Alle diese Daten laufen bei Statistikern in München zusammen, die daraus die amtliche Einwohnerzahl errechnen – derzeit 503.521 mit Erstwohnsitz! „Sobald ein Standesbeamter etwas beurkundet hat, bekommen wir den Datensatz“, sagt Englitz: „Da kann’s keine Unregelmäßigkeiten geben.“

Schon eher bei den Umzügen. Wenn sich ein Ex-Nürnberger an seinem neuen Wohnort anmeldet, dann bekommt die Stadt eine Mitteilung. Und das klappt offensichtlich nicht immer reibungslos. „Vor allem in den Jahren nach der Wiedervereinigung haben wir bemerkt, dass sich die Zahlen auseinanderentwickelt haben“, sagt Schäfer. Er bezieht sich auf die Daten des Nürnberger Melderegisters, „die schon sehr exakt sind“. Und hier sind derzeit nur 496.211 Menschen mit Erstwohnsitz gemeldet.

Trotzdem drängt die Stadt nicht mit Nachdruck darauf, dass die Zahl korrigiert wird. Denn die Schlüsselzuweisungen, also Geld, mit dem der Freistaat die Gemeinden unterstützt, werden nach der Einwohnerzahl berechnet. Und das macht die 7310 Phantom–Nürnberger richtig wertvoll! Michael Reiner

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