Kapitän Blaubär und sein Stellvertreter
NÜRNBERG -Nürnbergs Oper spielt im Theater Pfütze „Kaimakan und Pappatatschi“ frei nach Rossinis Oper „Die Italienerin in Algier".
Das kommt davon, wenn Seeräuber mit der Bahn reisen: Weil der Sänger des Piratenkapitäns Funny Bone im Zug steckte, begann die Premiere von „Kaimakan und Pappatatschi“ mit einer halben Stunde Verspätung. Dann allerdings polterte Bone über die Bühne des Theater Pfütze wie einem Bilderbuch entsprungen: Zur Gala-Uniform, die er anlegt, um seine blinden Passagiere Isabella und Taddeo zu beeindrucken, gehören Augenklappe, Holzbein und Papagei.
Und schon steckt man im mal ironisch augenzwinkernden, mal kumpelnden Kindermusiktheaterspektakel des Staatstheaters „Kaimakan und Pappatatschi“, das Wiebke Hetmanek und Johann Casimir Eule („Der kleine Barbier“) aus Rossinis Oper „Die Italienerin in Algier“ destillierten. Ihre fünf Sänger schicken sie nicht nach Algerien, sondern auf ein Piratenschiff, das Ausstatterin Christine Knoll auf Grund laufen lässt wie auf einem Abenteuerspielplatz.
Und genau das ist es für Isabella, die mit ihrem versnobten Onkel Taddeo an Bord steigt wie aus Meerschaum geboren. Nichts hält Mandy Patricia Böhms neunmalkluge Göre auf, die mühelos Koloraturen tanzen lässt, bis sie die „Santa Cecilia“ (mit Grammophon und Notenknochen-Flagge) wieder mit dem Mann ihrer Wahl verlässt.
Den findet sie weder in Vasilis Tsanaktsidis’ nach Startschwierigkeiten auch stimmlich voluminösem Piraten Funny Bone noch in seinem mit Notenschlüssel-Tattoos versehenen Gehilfen Haly (mit warmem Bass: Dae-Young Kim). Sondern im Putzsklaven Lindoro, der sich für seine leichtfüßig strahlende, aber nicht immer intonationssichere Tenor-Arie den Rücken freihält, indem er eine Hand voll Kinder im Takt die Lappen schwingen lässt.
Regisseur Ulrich Proschka hat in seiner gut einstündigen Blaubäriade zwischen zielgruppengerechtem Mitmachtheater und quietschbunter Genre-Ironie auch ein Herz für traumverlorene Momente zwischen Isabella und Lindoro. Am Ende lässt sich Funny Bone zum Pappatatschi machen (schon bei Rossini ist das der Narr), während der zum Kapitäns-Stellvertreter aufgestiegene Taddeo (Andrew Finden als hinreißend britischer Gentleman mit freundlich-hellem Bariton) Seeräuber wird, was fünf Philharmoniker-Musiker mit kammermusikalischem Schwung beglaubigen. Wenn das kein Happy End ist... Georg Kasch
Wieder 6.-10. Dezember, Karten Tel. 01805/ 231600
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