Kanzler-Urlaub am Tegernsee: Um 7.35 Uhr klingelt plötzlich das Krisentelefon

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Bundeskanzler Friedrich Merz verbringt seine Urlaubstage am Tegernsee – doch von Erholung kann kaum die Rede sein. Zwischen Gottesdienst und Wanderung wird er zu Telefonkonferenzen gerufen, Kabinettssitzungen werden einberufen und weltpolitische Entscheidungen getroffen.
Am Freitagvormittag besuchte Merz mit Kulturstaatsminister Wolfram Weimer die Bergmesse in der idyllisch gelegenen Maria-Hilf-Kapelle oberhalb des Sees. Auf die Frage eines Fotografen, ob er angesichts der Krisenherde noch entspannen könne, antwortete der Kanzler: "Ein Gottesdienst hilft mir persönlich sehr, damit umzugehen", wird er bei "Bild" zitiert.

Zwischen Trump, Selenskyj und Putin
Samstagmorgen um 7.35 Uhr klingelte dann das abhörsichere Telefon. Merz wurde mit Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj zu einer einstündigen Telefonkonferenz zusammengeschaltet. Darin ging es um das bevorstehende Gipfeltreffen zwischen Trump und Putin in Alaska.
Nach Informationen der "Bild" soll der US-Präsident erstmals bereit gewesen sein, Sicherheitsgarantien für die Ukraine abzugeben, eine Nato-Mitgliedschaft aber ausgeschlossen haben. Trump habe dabei müde gewirkt und von 20 Stunden ohne Schlaf gesprochen.
Nach dem Gespräch berief Merz spontan eine Kabinettssitzung ein, bei der sich die Minister um 10.30 Uhr telefonisch zusammenschalteten. Die jüngste Entscheidung, keine Waffen mehr an Israel zu liefern, sorgt unterdessen für erhebliche Kritik in den eigenen Reihen der Union.
Merz ist am Tegernsee ein bekannter Gast
Merz besitzt gemeinsam mit seiner Frau Charlotte ein Ferienhaus in Gmund am Tegernsee, das aus dem Erbe seiner Frau stammt. Der Kanzler ist in der Region oft mit dem Fahrrad unterwegs und wurde auch schon im Forsthaus Valepp gesichtet – jenem beliebten Ausflugsziel, das von Rottach-Egern über eine etwa zehn Kilometer lange Mautstraße durch das Tal erreichbar ist.

Das historische Forsthaus aus dem 19. Jahrhundert liegt auf 885 Metern Höhe im Mangfallgebirge nahe der österreichischen Grenze. Seit 2024 wird es von Bayern-Torwart Manuel Neuer und Gastronom Johannes Rabl bewirtschaftet und zieht nach aufwendiger Renovierung wieder zahlreiche Wanderer und Radfahrer an.
Zwischen Ukraine-Krieg, Haushaltsdefizit und Nahost-Konflikt – die ersten 100 Tage als Bundeskanzler verbringt Merz im Krisenmodus, selbst im bayerischen Idyll.