Kampf gegen Kaugummis – Stadt Nürnberg gibt auf

Die Entfernung eines einzigen Flecks vom Pflaster kostet zehn Euro – Schüler-Aktion in der Breiten Gasse
von  Abendzeitung

Die Entfernung eines einzigen Flecks vom Pflaster kostet zehn Euro – Schüler-Aktion in der Breiten Gasse

NÜRNBERG 100 Kaugummis kaut jeder Nürnberger im Jahr. Die landen dann, nachdem sie ordentlich durchgekaut sind, im Papierkorb. Oder davor. 154 zusammengetretene Kaugummis haben Klarissa, Lena, Anastasia und Julia auf dem Pflaster vor einem Papierkorb in der Breiten Gasse gezählt. Auf einem einzigen Quadratmeter. „Das ist eine ganz schöne Sauerei. Die Flecken verschandeln die ganze Straße“, sagt Lena (9). Sie war mit ihren Klassen-Kameraden aus der 4b der Theodor-Billroth-Schule gestern auf Kaugummi-Patrouille in der Fußgängerzone.

Sie haben die Flecken mit bunter Kreide markiert. Mit Gratis-Kaugummis und Postkarten, die die richtige Entsorgung erklären, machten die Schüler die Passanten auf das Problem aufmerksam. Denn ausgespuckte Kaugummis sind ein Mega-Problem für Nürnbergs Straßenkehrer. Die haben vor der klebrigen, dunkelgrauen Masse längst kapituliert. „Wir entfernen die Kaugummi-Flecken nicht. Das ist zu teuer und hat auch keinen nachhaltigen Effekt“, sagt Heidrun Fahlke von der Stadtreinigung.

240 Euro für Spezialgeräte, Reinigungsmittel und Personal würde es kosten, eine Stunde lang Kaugummiflecken beispielsweise vom Pflaster in der Breiten Gasse abzulösen. „Zwei bis drei Minuten dauert es, bis mit der Spezialbehandlung ein Fleck entfernt ist“, rechnet Fahlke vor – macht rund zehn Euro pro festgetretenem Kaugummi. „Und dann ist die Fußgängerzone nach zwei Wochen schon wieder von Flecken übersät!“ So viel Geld ist nicht da!

Deshalb setzen die Stadtreiniger auf Aufklärung. Und veranstalten mit Schulklassen Projektwochen zum Thema. Dabei geht es ums achtlose Wegwerfen von Abfall in der Fußgängerzone genauso wie um Abfalltrennung, Wertstoffhöfe und Sperrmüllabfuhr. Zum Abschluss des Projekts besichtigen die Schüler noch die Müllverbrennungsanlage.

Den Bauhof werden sie nicht besuchen. Dort wird seit langem getüftelt, ob das Kaugummi-Problem mit speziellen Pflastersteinen gelöst werden kann. Der helle Belag, den der frühere Baureferent Walter „Prof. Pflasterle“ Anderle rund um den Weißen Turm verlegen ließ, erwies sich als untauglich. Besser geeignet sind wohl dunkelgrau gesprenkelte Steine, die jetzt verlegt werden – da fallen die Flecken nicht so auf! mir

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