Kampf dem Krebs – mit Make up, Tüchern & Co.
Drei Frauen, die sich in einem Besprechungszimmer der Erlanger Uni-Klinik gegenüber sitzen, vereint eine schreckliche Krankheit: Sie haben Brustkrebs – aber trotzdem oder gerade deshalb wollen sie gut aussehen. Elisabeth Wolf hilft ihnen dabei: Seit fünf Jahren bietet die Uni-Klinik Gratis-Kosmetikseminare für Krebs-Patientinnen.
ERLANGEN Der dunkelhaarige Pagenschnitt von Altenpflegerin Karin (45) liegt neben ihr auf dem Stuhl, die gesträhnte Mähne von Schuhverkäuferin Tamara (61) ebenfalls. Nur Sabine hat ihre Haare noch auf dem Kopf – der 48-Jährigen steht die Chemotherapie noch bevor. Die drei Frauen, die sich in einem Besprechungszimmer der Erlanger Uni-Klinik gegenüber sitzen, vereint eine schreckliche Krankheit: Sie haben Brustkrebs – aber trotzdem oder gerade deshalb wollen sie gut aussehen. Elisabeth Wolf hilft ihnen dabei: Seit fünf Jahren bietet die Uni-Klinik Gratis-Kosmetikseminare für Krebs-Patientinnen.
„Es geht nicht ums Aussehen, es geht darum, das Selbstwertgefühl zu steigern und sich selbst ein bisschen zu verwöhnen“, erklärt Elisabeth Wolf (70), die das Seminar ehrenamtlich leitet – und vor Jahren selbst den Kampf gegen die Krankheit gewonnen hat. 55000 Frauen erkranken in Deutschland jährlich neu an Brustkrebs, manche sind gerade mal 16 Jahre alt.
„Ich habe mich vorher nie geschminkt“, erzählt Sabine, „aber seit der Diagnose hab ich das Gefühl, etwas für mich tun zu müssen.“ Zwei bis vier Wochen nach der ersten Chemo werden auch bei ihr die Haare ausfallen, später verschwinden die Augenbrauen und die Wimpern.
„Das sieht Klasse aus“
„Ich war zwar gut darauf vorbereitet“, erinnert sich Tamara, nach der OP hatte ihre Bettnachbarin ihr alles genau erklärt. „Es war zwar dann doch deprimierend und scheußlich, als überall die Haare lagen – aber man muss damit leben.“ Inzwischen hat sie sich auf die Krankheit eingestellt: „Wenn ich von der Chemo komme, begrüßt mich meine Schwiegertochter immer mit den Worten: Du siehst aus, als kämst du gerade aus dem Geschäft!“
Neben ihr ist Karin damit beschäftigt, sich unter Anleitung ihre ausgefallenen Augenbrauen nachzumalen. Die sind ganz wichtig, „sie rahmen ein Gesicht“, sagt die Kursleiterin – ihre eigenen sind nach der Chemo nur zur Hälfte wieder nachgewachsen. Karin fehlt noch ein bisschen die Übung: „Ob ich die andere Seite jetzt auch so hinbekomme?“
Wenig später sitzt eine vollkommen andere Frau am Tisch: Dezentes Make Up, die Augen perfekt betont. Statt Perücke oder Glatze trägt sie ein buntes Tuch. Elisabeth Wolf hatte ihr die Bindetechnik gezeigt: „Das sieht Klasse aus“, loben die anderen. Auch Tamara hat eine neue Kopfbedeckung: Eine ganz leichte Mütze. „Sieht doch eigentlich ganz gut aus!“
Die 45-jährige Karin hat bereits die vierte Chemo hinter sich: „Sie ist für mich kein Feind, sie ist mein Verbündeter, weil sie mir hilft, gesund zu werden.“ Ihre Tumore sind schon um bis zu 75 Prozent geschrumpft, der Lebenswille ungebrochen. „Meine Haare wachsen schon wieder!“ au
Das Kosmetikseminar für Krebspatientinnen ist kostenlos. Namhafte Kosmetikhersteller spenden die Utensilien dem Veranstalter, der „dkms-life“.