Juwelier brutal überfallen, Versicherung zahlte nicht!

Goldschmiedemeister Udo Makosch (69) musste sechs Jahre lang auf die Entschädigung warten. Verzögerungstaktik brachte ihn an den Rand des Ruins. Nur mit Hilfe seiner Freunde hielt er durch
Helmut Reister |
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So berichtete die Abendzeitung im Juni 2004 über den Raubüberfall auf Goldschmiedemeister Udo Makosch.
AZ-Archiv So berichtete die Abendzeitung im Juni 2004 über den Raubüberfall auf Goldschmiedemeister Udo Makosch.

 

NÜRNBERG Handwerkliche Kunst, Vertrauen und Redlichkeit sind die Geschäftsprinzipien von Goldschmiedemeister Udo Makosch (69). Seine Kunden, zu denen auch bekannte Industrielle und Politiker zählen, schätzen seinen Ruf als ehrlichen Kaufmann. Nur seine Versicherung, die Mannheimer, hält ihn für einen Betrüger. Die Folgen dieser Einschätzung, die sich als völlig unbegründet erweist, hätten den Juwelier fast in den Ruin getrieben!

Der 15. Juli 2004 war ein regnerischer Tag. Um 10 Uhr hat Udo Makosch wie immer sein kleines Geschäft unter den Arkaden des Heilig-Geist-Spitals aufgeschlossen. Kurz darauf betritt ein Mann den Laden. Der Unbekannte hatte sich ein paar Tage vorher für teure Bernsteinohrringe interessiert. Wohl nur, um den Juwelier auszukundschaften: Udo Makosch wird von ihm zu Boden gerissen, spürt den Lauf einer Waffe in seinem Rücken. „Ich dachte, er bringt mich um“, erinnert sich Makosch. Der Goldschmiedemeister hat keine Chance, als auch noch ein zweiter Räuber auftaucht. Die beiden Männer zwingen ihn, den Tresor zu öffnen, wickeln ihm Klebeband um den Kopf und legen ihm Handschellen an. Dann drängen sie ihn in die winzige Toilette und fesseln seine Beine an ein Abflussrohr. Udo Makosch kann sich zwar relativ schnell aus seiner misslichen Lage befreien und die Polizei verständigen. Die Räuber sind zu diesem Zeitpunkt aber längst weg. Sie haben reiche Beute gemacht: 175 Schmuckstücke fehlen – fast das gesamte Kapital des Juweliers.

Bizarre Vorwürfe

Die Ermittlungen führen die Kripo ins Rotlichtmilieu. Im Papierkorb eines Lokals, in dem die Mitglieder einer Diebesbande verkehren, wird der entwendete Ladenschlüssel gefunden. Kurz darauf wird ein gestohlenes Schmuckstück übers Internet angeboten. Diese Spur führt zu einem serbischen Ex-Polizisten, der für den Überfall eigens angereist war, seitdem aber spurlos verschwunden ist. Gegen ihn besteht bis heute ein Haftbefehl. Schadensexperten der Mannheimer Versicherungen, die in den Tagen nach dem Überfall immer wieder im Laden auftauchen, entwerfen ihr eigenes Szenario. Für sie hat der Juwelier den Überfall selbst inszeniert. Polizei und Staatsanwaltschaft halten diesen Vorwurf dagegen für völlig aus der Luft gegriffen. Für Udo Makosch brechen schwere Zeiten an.

Die Versicherung weigert sich, den Schaden zu bezahlen und verwickelt den Juwelier in eine zermürbende, sechs Jahre dauernde juristische Auseinandersetzung. Erst als den Anwälten der Versicherung die letzten faden „Beweise“ ausgehen, bequemen sie sich zu einem Vergleich. Udo Makosch stimmt zu, weil er keine Kraft mehr für eine weitere Prozessrunde hat. Die 300.000 Euro, die er bekommt, sind seinen Berechnungen zufolge nicht einmal die Hälfte des tatsächlichen Schadens. Udo Makosch: „Geschäftlich überlebt habe ich nur, weil mir Freunde geholfen haben.“

 

 

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