Justiz-Opfer Donald S.: Ist er jetzt doch Täter?
![[BU]Fünf Jahre lang saß Donald S. unschuldig im Knast. [BU]Fünf Jahre lang saß Donald S. unschuldig im Knast.](/storage/image/7/0/8/2/212807_artikelbild_1ACZQZ_ipb1sQ.jpg)
Fünf Jahre lang saß er unschuldig als Bankräuber im Knast. Doch jetzt soll er an einem Goldraub mitgewirkt haben.
NÜRNBERG Fünf Jahre lang saß Donald S. (52) als Bankräuber unschuldig im Knast. Als der wahre Täter dann doch überführt wurde und er frei kam, breitete er in Zeitschriften und Talkshows seine unglaubliche Geschichte aus. Doch das ist Schnee von gestern. Inzwischen ermittelt die Staatsanwaltschaft wieder gegen ihn. Diesmal soll er tatsächlich an einem spektakulären Goldraub beteiligt gewesen sein.
Gedämpfte Geräusche, die bis in den Flur wahrzunehmen sind, dringen aus der Wohnung im dritten Stock. Hier, in einer Kleinstadt im Nürnberger Land, wohnt Donald S. Auch wenn Vieles auf seine Anwesenheit hindeutet – er macht nicht auf. Kein Wunder: Sein Anwalt hat ihm geraten, in der Öffentlichkeit derzeit lieber zu schweigen. Die Angelegenheit ist zu heiß.
Nur wegen seiner Krankheit bleibt ihm die U-Haft erspart
Wie heiß, kann man den Worten von Rechtsanwalt Manfred Neder entnehmen: „Wenn er nicht so schwer krank wäre, würde er jetzt wieder im Gefängnis sitzen.“ Genau das hatte die federführende Staatsanwaltschaft Stuttgart vor. Sie erwirkte einen Haftbefehl gegen Donald S. Am Mittwoch wurde er festgenommen. Nach der Vernehmung bei der Ermittlungsrichterin des Nürnberger Amtsgerichts aber wieder freigelassen: wegen krankheitsbedingter Haftunfähigkeit! Nach Informationen der AZ leidet der Vier-Zentner-Mann an erhöhten Zuckerwerten und Atemnot. Außerdem hat er einen Tumor in der Niere.
Zähe Ermittlungen der Ludwigsburger Polizei führten auf die Spur des Schwergewichts. Kurz vor Weihnachten war dort ein in Neumarkt (Oberpfalz) gestarteter Gold- und Schmucktransport (Wert 1,8 Millionen) ausgeraubt worden. Die Täter hatten sich als Polizisten verkleidet. Einer der insgesamt acht am Coup beteiligten Täter soll Donald S. gewesen sein. Die Polizei geht zwar nicht davon aus, dass er selbst am Tatort war. Doch er soll den entscheidenden Tipp über Abfahrtszeit und Route des Transports an ein Bandenmitglied geliefert haben.
Bei der Haftrichterin machte Donald S. keinerlei Angaben. Rechtsanwalt Neder: „Ich habe ihm dazu geraten.“ Ein paar Stunden früher, als die Polizei seine Wohnung durchsuchte, war der „falsche Bankräuber“ offensichtlich noch gesprächiger und machte immerhin vage Aussagen zu den Vorwürfen.
Unter welchen Umständen Donald S. an die Daten gekommen ist, die er an die Goldräuber weitergegeben haben soll, konnte bisher offenbar noch nicht geklärt werden. Tatsache jedoch ist, dass Donald S. seit einiger Zeit mit Schmuck und Altgold gehandelt hat. Er hatte auch Kontakt zu jenem Händler aus Neumarkt, von wo aus der Werttransport startete.
Das Startkapital für seinen Gold- und Schmuckhandel hatte sich Donald S. gerichtlich erstritten. 150.000 Euro Schmerzensgeld musste jener Gutachter bezahlen, der ihn auf dem Foto einer Überwachungskamera fälschlicherweise als Täter identifiziert hatte. Helmut Reister