Jubel bei Quelle: Jobs gerettet!
Die Mitarbeiter atmen auf – und sehen jetzt voller Hoffnung in die Zukunft: Die Arbeitsplätze sind für „einige Zeit“ gesichert.
NÜRNBERG Die Quelle-Mitarbeiter in Nürnberg jubeln – wenn auch verhalten: „Die Weiterführung von Quelle ist gesichert“, teilte der vorläufige Arcandor-Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg gestern Abend mit. Das heißt: die Druckkosten für den Katalog sind gesichert!
Dass Quelle aber überhaupt Geld bekommt, hat das Unternehmen dem Freistaat zu verdanken. Bayern sicherte bereits am Donnerstagabend eine Bürgschaft über 21 Millionen Euro zu. Der Bund und das Land Sachsen wollen weitere 29 Millionen zur Verfügung stellen. Das hat wohl auch die Banken überzeugt, den millionenschweren Druckkostenzuschuss locker zu machen.
„Die Chancen für Quelle“, so Ministerpräsident Horst Seehofer, seien durch die Bürgschaft „gewaltig gestiegen“. Es zeichne sich ab, dass die betroffenen 6000 Arbeitsplätze im Freistaat dadurch „zumindest einige Zeit“ gesichert werden können. „Die Bürgschaft ist ein kleiner Schritt für die Quelle, aber noch kein großer Schritt für das Unternehmen“, meint denn auch Frank-Peter Grätz, Geschäftsführer des Quelle Einkaufszentrums an der Fürther Straße. „Aber ich bin zuversichtlich, dass es jetzt bergauf geht.“ Und viele Mitarbeiter sehen das ähnlich.
"Nur Club-Fans sind noch leidensfähiger als Quelle-Mitarbeiter"
Zum Beispiel Einkäufer Alexander Arnold, seit 1973 Quelle-Mitarbeiter: „Darüber, dass ich meinen Job verlieren könnte, denke ich gar nicht nach. Da hängen ja nicht nur wir, sondern auch zahlreiche Zulieferer dran. Daher Freude ich mich über die Bürgschaft – sie ist ein Schritt in die richtige Richtung: vorwärts.“ Auch Uwe Stephan glaubt an die Quelle. Der 56-Jährige begann seine Laufbahn im Unternehmen 1981. Seit 2004 ist er für den IT-Dienstleister Atos Origin tätig – der größte Kunde: die Quelle. „Die Bürgschaft ist für mich ein Zeichen dafür, dass man Vertrauen in die Überlebensfähigkeit des Unternehmens Quelle hat – und das ist doch erstmal gut.“
Viele sehen also Licht am Ende des Tunnels. Viele aber haben trotzdem Angst um ihren Job. „Klar mache ich mir Sorgen“, sagt etwa Gabriele Ruff (51). Seit sie 15 Jahre alt ist, arbeitet sie bei der Quelle, hat hier gelernt. Würde sie ihren Job im Vertrieb verlieren, „würde ein großes Stück meines Lebens einfach wegbrechen“, sagt die zweifache Mutter besorgt.
Betriebsrat Armin Bachhuber gibt derzeit Tag für Tag sein Bestes, die Mitarbeiter trotz aller Widrigkeiten zu motivieren: „Ich spreche mit ihnen, hören mir ihre Sorgen und Ängste an. Dann versuche ich zu vermitteln: Wir müssen zusammenhalten.“ Dass das klappt, da ist er sich sicher – denn: „Die einzigen, die noch leidensfähiger sind als Quelle-Mitarbeiter sind Club-Fans“, lacht er. Und ganz Franken weiß: Der Club hat das Ruder dieses Jahr wieder herumgerissen. Hoffen wir, dass das auch der traditionsreichen Quelle gelingt.
K. Esberger
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