Jesidisches Opfer schildert Versklavung durch Terroristen

Ein irakisches Ehepaar soll zwei jesidische Mädchen versklavt, misshandelt und sexuell missbraucht haben. Jetzt hat eines ihrer mutmaßlichen Opfer gegen sie ausgesagt.
dpa |
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Ursprünglich hatte die Angeklagte sich im Prozess äußern wollen. (Archivbild)
Ursprünglich hatte die Angeklagte sich im Prozess äußern wollen. (Archivbild) © Britta Schultejans/dpa
München

Schläge, Zwangsarbeit, sexuelle Gewalt: Im Prozess gegen ein irakisches Ehepaar wegen der Versklavung zweier jesidischer Mädchen hat eines der Opfer das Erlebte unter Tränen geschildert. "Ich wurde von sechs Männern gekauft und verkauft", sagte die 20-Jährige vor dem Oberlandesgericht München. Als sie gefragt wurde, ob sie den Angeklagten als einen dieser Männer identifizieren kann, brach sie in Tränen aus: "Ich kann ihn nicht anschauen."

Das irakische Ehepaar soll laut Ermittlern als Teil der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) die beiden jesidischen Mädchen als Sklavinnen gekauft, ausgebeutet und sexuell missbraucht haben. Der Generalbundesanwalt wirft dem Ehepaar unter anderem Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vor.

"Kaufe sie, sie ist noch nicht vergewaltigt worden"

Vier Verhandlungstage hat das Gericht für die Vernehmung der Zeugin eingeplant. "Bevor er mich gekauft hat, hat er mich angeschaut", sagte die 20-Jährige. Er habe ihren Schleier abgenommen und ihr Haar betrachtet. "Er und seine IS-Freunde verspotteten mich und sagten: Kaufe sie, sie ist noch nicht vergewaltigt worden." Damals war sie noch ein Kind.

In seinem Haushalt habe sie Geschirr spülen und putzen müssen – und sei nachts von dem Angeklagten vergewaltigt worden. "Er hat einen Stock geholt und auf meine Fußsohlen eingeschlagen", sagte sie. Und: "Er hat mich dazu gezwungen, mit ihm zu schlafen." Zuvor habe er das zweite jesidische Mädchen, das er in seiner Gewalt hatte, und das noch jünger gewesen sei, ebenfalls vergewaltigt.

Der Angeklagte hatte mehr als zehn Jahre lang als Asylbewerber in München gelebt, bevor er sich laut Bundesanwaltschaft radikalisierte und 2015 in den Irak reiste, um sich dem IS anzuschließen. Einen Dolmetscher braucht er vor Gericht nicht.

Gräueltaten gegen Jesiden

Im August 2014 führte der IS einen Angriff auf das Siedlungsgebiet der Glaubensgemeinschaft der Jesiden im Umkreis des im Nordwesten des Iraks gelegenen Sindschar-Gebirges durch. Er hatte zum Ziel, die jesidische Religion zu vernichten, indem ihre Angehörigen zwangskonvertiert, religiös umerzogen, verschleppt, versklavt, Frauen und Mädchen vergewaltigt und Männer, die nicht konvertieren wollten, hingerichtet wurden.

Nach dem Auslaufen der UN-Mission Unitad teilte das Auswärtige Amt damals mit: "Insbesondere Verbrechen gegen Minderheiten wie die jesidische Gemeinschaft in Irak konnten so dokumentiert werden." Und weiter: "Dank der Arbeit des Unitad-Teams konnten 68 Massengräber identifiziert und exhumiert werden."

Hinweis: Diese Meldung ist Teil eines automatisierten Angebots der nach strengen journalistischen Regeln arbeitenden Deutschen Presse-Agentur (dpa). Sie wird von der AZ-Onlineredaktion nicht bearbeitet oder geprüft. Fragen und Hinweise bitte an feedback@az-muenchen.de

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