Jeder 4. Schüler fühlt sich gemobbt!

Schockierende Ergebnisse einer neuen Studie: Über die Hälfte der Kinder fühlt sich gestresst  
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Pädagogik-Experten kritisieren, dass Bayerns Schüler immer mehr Lernstoff bewältigen müssen.
dpa Pädagogik-Experten kritisieren, dass Bayerns Schüler immer mehr Lernstoff bewältigen müssen.

 

]NÜRNBERG Heute bekommen sie es schwarz auf weiß, wie das erste Halbjahr gelaufen ist: Zwischenzeugnis für 1,8 Millionen Schüler in Bayern. Für viele heißt es dann auch: Du musst besser werden! Dabei warnen Experten, dass Schüler längst unter immer mehr Stress leiden. Eine neue Studie der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt: Ein Viertel der Schüler in Großstädten wie Nürnberg fühlt sich von ihren Lehrern ungerecht behandelt und gemobbt!

STRESS Die TK-Studie fand auch heraus: Die Hälfte aller Schüler fühlen sich von der Schule gestresst. Jedes siebte Kind steht stark unter Druck. Fast ein Drittel hat Konzentrationsstörungen. Jedes siebte Kind hat häufig Kopfschmerzen.

NACHHILFE Immer mehr Schüler sind darauf angewiesen. Laut Landeselternvereinigung (LEV) hat in der 5.Klasse bereits jedes achte Kind Nachhilfe. Am höchsten ist der Bedarf in der Neunten, da bekommt ein Drittel Nachhilfe. Es geht schon in der Grundschule los – der Druck, das Übertrittszeugnis zu schaffen. Eltern haben Angst, dass ihr Kind nach der Hauptschule keine Chancen hat. „Die Angst vorm sozialen Abstieg ist schon bei Grundschülern spürbar“, sagt Klaus Wenzel, Präsident des bayerischen Lehrer-und Lehrerinnenverbandes (BLLV).

ZU VIEL LERNSTOFF Besonders an Gymnasien gilt: „Es gibt eine deutliche Verdichtung des Stoffes und gleichzeitig ein Anheben des Niveaus“, sagt Thomas Lillig von der LEV. Schuld sei auch die Umstellung auf das G8. „Nicht nur die Anforderungen in der Oberstufe, auch die in der Mittelstufe sind enorm gestiegen“, sagt Lillig. Dazu kommt heuer der doppelte Abiturjahrgang: Die G9-Schüler haben ihre Prüfungen bereits vor Ostern – das bedeutet wesentlich weniger Zeit für Prüfungsvorbereitung.

ZU WENIG ZEIT Mehr Stoff, mehr Nachmittagsunterricht, mehr Lernaufwand, das heißt weniger Zeit für anderes. Bei Kindern in den 10.Klasse geben die Hälfte der Eltern an, dass für Hobbys kaum Zeit sei, in der 11. sind es fast 80 Prozent. „Wir hören oft, dass Jugendliche den Sport aufgeben, weil sie es nicht mehr schaffen“, sagt der Schulpsychologe Hans-Jürgen Tölle. Auch freiwillige Aktivitäten in der Schule nehmen ab. „Teilnahme am Chor, in der Theatergruppe oder in der Bigband gehen stark zurück“, sagt Elternvertreter Lillig.

PSYCHISCHE PROBLEME Dem Druck halten viele nicht stand. „Die Zahl der psychosomatischen Störungen und psychischen Erkrankungen nimmt bei Kindern und Jugendlichen drastisch zu“, sagt Florian Beutel, Experte bei einem sozialpsychiatrischen Dienst. Das beginnt bei Kopf und Bauchschmerzen und geht bis zu Selbstverletzungen und Depressionen. „Wenn sich alles nur um Schule dreht, wird es schwierig“, sagt Psychologe Tölle. Zeit für Freunde und Hobbys seien auch deswegen so wichtig, weil die Kinder dort auf einem anderen Feld Erfolgserlebnisse und Freude hätten, auch wenn es in der Schule nicht gut laufe. Rita Wüst vom „Bündnis gegen Depression“ sagt es so: „Auch Kinder und Jugendliche müssen eine Work-Live-Balance finden.“ Laut Experten müsste jedes fünfte Kind behandelt werden, Tendenz steigend. Die Wartezeiten in den Kinder- und Jugendpsychiatrien sind lang. „Die Lösung kann doch nicht sein, möglichst gute Kliniken aufzubauen, so sinnvoll das für die Betroffenen auch ist“, sagt BLLV-Präsident Klaus Wenzel. „Wenn Schulstress ganz offensichtlich ein Faktor ist, der Kinder und Jugendliche krank machen kann, müssen sich die Schulen verändern.“

Tina Angerer

 

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