Jeder 4. Nürnberger stirbt an Krebs
NÜRNBERG - Schock-Studie aus dem städtischen Statistik-Amt! Jüngsten Erhebungen zufolge stirbt inzwischen jeder vierte Nürnberger an Krebs. Zuletzt waren es 1417 Einwohner – in einem einzigen Jahr.
1417 Krebs-Tote gab es allein vergangenes Jahr in Nürnberg: Das Städtisches Statistik-Amt veröffentlicht alarmierende Zahlen.
Trotz aller medizinischen Fortschritte bei der Krebsbekämpfung ist eine Trendwende nicht in Sicht. Die Zahlen steigen von Jahr zu Jahr. Ursache dafür ist allerdings auch, dass das Durchschnittsalter der Bevölkerung wächst – und Krebs vor allem ältere Menschen heimsucht.
Schlag ins Gesicht für Raucher
Das offizielle Krebsregister, das von der Universität Erlangen-Nürnberg geführt wird und alle Krebserkrankungen flächendeckend erfasst, ist ein Schlag ins Gesicht aller Raucher, vor allem der männlichen. Lungenkrebs, die häufigste Todesart krebskranker Männer, wird fast immer durch Rauchen ausgelöst, wie jüngste Studien ergeben haben.
Noch schlimmer: Lungenkrebs ist nur in den seltensten Fällen heilbar. Fünf Jahre nach der Diagnose sind neunzig Prozent der Patienten tot. An Lungenkrebs sterben ungefähr doppelt so viele Männer wie Frauen. Doch das weibliche Geschlecht holt leider auf.
Viele Jahre fielen zwei regelrechte „Krebsnester“ auf, eins in der Oberpfalz und eins in Oberfranken. Dort wurden besonders viele Fälle an Magenkrebs registriert. Die Experten führen dies auf die Vorliebe dort für gepökelte und geräucherte Lebensmittel zurück. Erfreulich: Aufgrund geänderter Essgewohnheiten ist dieser Trend rückläufig.
Ein düsteres Bild
Grund zur Freude besteht trotzdem nicht. Nikolaus Becker vom Krebsforschungszentrum in Heidelberg, der vor zehn Jahren im Auftrag der Bundesregierung den bundesweiten Krebsatlas konzipierte, zeichnet ein düsteres Bild: „Es muss damit gerechnet werden, dass in wenigen Jahrzehnten Krebs zur häufigsten Todesursache in Deutschland wird.“ Noch sterben in Nürnberg die meisten Menschen (knapp 50 Prozent) an Herz-, Kreislauferkrankungen.
Eine interessante Hochrechnung liefert das Tumorzentrum Erlangen-Nürnberg, das nicht nur die Zahl der krebsbedingten Todesfälle registriert, sondern auch alle auftretenden Tumor-Erkrankungen. Die Experten rechnen damit, dass es in den ländlichen Gebieten Mittelfrankens zu einem Anstieg von Krebserkrankungen kommt.
Im Landkreis Ansbach wurden im Jahr 2005 genau 521 Krebserkrankungen festgestellt. 2009 werden es nach den Berechnungen bereits 855 sein. Im Landkreis Neustadt/Aisch-Bad Windsheim soll die Zahl von 360 (2005) auf 492 (2009) steigen und im Kreis Weißenburg-Gunzenhausen von 389 auf 479.
Einen gegenläufigen Trend macht das Tumorzentrum für die Städte Erlangen und Fürth aus. Dort soll die Zahl der Tumorerkrankungen zurückgehen – in Erlangen von 511 (2005) auf 475, in Fürth von 617 auf 572.
Wer jedoch glaubt, dem Krebsrisiko mit einem Umzug einen Schnippchen schlagen zu können, liegt natürlich daneben. Die Ursachen, die zu Krebserkrankungen führen, liegen in fast allen Fällen schon Jahrzehnte zurück.
Helmut Reister
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