Isar 1: Aus is!

Der Energiekonzern Eon will sein ältestes Atomkraftwerk Isar 1 nun doch kurzfristig abschalten. Am Donnerstagnachmittag soll der Meiler vom Netz gehen.
Julia Lenders |
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Not-Aus: Das Kraftwerk Isar 1 wurde endgültig vom Netz genommen
dpa Not-Aus: Das Kraftwerk Isar 1 wurde endgültig vom Netz genommen

ESSENBACH Um 9.30 Uhr war es so weit: Bayern ältester Atommeiler, das niederbayerische Kernkraftwerk Isar 1, wurde runtergefahren. Ein Prozess, der mehrere Stunden dauerte. In den Tagen zuvor hatte Eon den Reaktor noch mit 15 Prozent der Volllast weiterlaufen lassen, bis am Donnerstag die Aufforderung des Umweltministeriums eintrudelte: Abschalten! Erst einmal geht das Alt-AKW nun für drei Monate vom Netz. Und danach?

Umweltminister Markus Söder kündigte bereits an, eine endgültige Stilllegung könne Bayern selbst zwar rechtlich nicht durchsetzen. Er könne sich diesen Schritt aber „gut vorstellen”. Dies gehe jedoch nur durch ein Bundesgesetz oder eine Vereinbarung mit den Betreibern – also Eon. Der Ruf nach einer Abschaltung von Isar 1, das seit 1979 läuft, war schon vor der Katastrophe in Japan immer lauter geworden. Selbst die CSU im nahen Landshut hatte sich in einer Resolution dafür ausgesprochen, dass der Betrieb 2011 eingestellt werden solle. Jetzt wird der umstrittene Meiler einem umfangreichen Sicherheitscheck unterzogen. Eon-Sprecher Johann Seidl gibt sich gelassen: „Wir gehen davon aus, dass Isar 1 wieder ans Netz gehen wird.”

Nach Angaben des Eon-Ingenieurs Josef Pusl muss der Reaktor wahrscheinlich sowieso nochmal anlaufen – unabhängig davon, wie die endgültige Entscheidung über seine Zukunft ausfällt. Denn die Kernbrennstäbe seien teilweise noch zu neu, um schon „endgelagert” werden zu können.

In beiden Blöcken des Kernkraftwerks, zu dem auch das neuere AKW Isar 2 gehört, arbeiten 700 Mitarbeiter und 300 externe Beschäftigte. Was wird aus ihnen, wenn in Zukunft nur noch einer der beiden Blöcke weiterläuft? „Man bräuchte einen großen Teil der Leute noch, um die Anlage abzuwickeln und für die Demontage. Das würde Jahre dauern”, erklärt Seidl. Er gehe aber nicht davon aus, dass es dazu komme, beharrt er.

Vor Ort hat man übrigens schon Erfahrungen mit dem Rückbau eines AKW. In unmittelbarer Nähe von Isar 1 verschwand zwischen 1987 und 1995 ein Atommeiler – zurück blieb Wiese. Das Kernkraftwerk Niederaichbach wurde damals als weltweit erstes Atomkraftwerk komplett aus der Landschaft entfernt. Das Werk war von den 1960ern an gebaut worden und erwies sich als kapitale Fehlkonstruktion. Nach nur 18 so genannten Volllast-Tagen wurde der Meiler 1974 wieder stillgelegt. Nach einem Jahrzehnt begann der Abriss der Atomruine. Die Kosten des Abbruchs beliefen sich auf 280 Millionen Mark (rund 143 Millionen Euro). Der Bau hatte 232 Millionen Mark (etwa 119 Millionen Euro) gekostet.

 

 

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