Irrer Streit: Ist sein Mineralwasser wirklich BIO?

Mit dieser Frage muss sich am Mittwoch das Landgericht in Nürnberg befassen: Die Zentrale zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs hat „Lammsbräu“-Chef Franz Ehrnsperger verklagt
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Chef der Neumarkter Lammsbräu: Franz Ehrnsperger.
Berny Meyer Chef der Neumarkter Lammsbräu: Franz Ehrnsperger.

Mit dieser Frage muss sich am Mittwoch das Landgericht in Nürnberg befassen: Die Zentrale zur Bekämpfung des unlauteren Wettbewerbs hat „Lammsbräu“-Chef Franz Ehrnsperger verklagt

NÜRNBERG/NEUMARKT Ist Wasser gleich Wasser? Oder kann Wasser auch bio sein? Mit dieser Frage befasst sich am Mittwoch das Landgericht Nürnberg-Fürth. Es geht um einen Rechtsstreit zwischen der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs und dem Neumarkter Getränkehersteller Lammsbräu. Chef Franz Ehrnsperger hatte vor 25 Jahren das erste Biobier auf den Markt gebracht – und auch damals gab es Ärger...

Blauweißes Siegel entfachte den Streit

Mineralwasser ist im Trend, in manchen Hotels gibt es inzwischen eigene Wasserkarten, auf denen teilweise bis zu 40 unterschiedliche Sprudel stehen. Die Teuersten kosten bis zu 100 Euro. 0,75 Liter „BioKristall - purer Genuss“ kostet im Supermarkt 99 Cent. Ein blauweißes Siegel ziert die edle Flasche – und genau das entfachte den Streit.

Die Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs meint, dass die Verwendung des Siegels irreführend sei, weil natürliches Mineralwasser immer seinen Ursprung in unterirdischen, vor Verunreinigungen geschützten Quellvorkommen habe und daher von ursprünglicher Reinheit sei.

Anbau oder Herstellung wie bei landwirtschaftlichen Erzeugnissen finde nicht statt. „Der Anwendungsbereich der EG-Öko-Verordnung sei daher überhaupt nicht eröffnet“, zitiert Justizsprecher Thomas Koch die Kläger, „der Verbraucher müsse irrtümlich glauben, das Mineralwasser der Beklagten weise eine bessere ökologische Beschaffenheit als Konkurrenzprodukte auf.“

Wasser stammt aus der Quelle auf dem Betriebsgelände

Aber genau das behauptet die Lammbräu von ihrem Bio-Wasser, das aus der Quelle in 75 Metern Tiefe auf dem Betriebsgelände stammt. „In oberflächennahem Wasser lagern sich Metabolite und Pflanzenschutzmittel ab. Im Gesetz ist aber gar nicht vorgesehen, das zu untersuchen“, erklärt Geschäftsführerin Susanne Horn, die mit Franz Ehrnsperger zum Prozess kommen wird. Von den 46 Kriterien für Biomineralwasser seien 21 strenger als der gesetzliche Mineralwasserstandard. Zu weiteren 25 Kriterien wie Umweltbelastung bei der Herstellung oder Grenzwerte für Radioaktivität oder Urangehalte existieren gar keine Gesetzes-Vorschriften.

„Wir haben eine gewissen Anspannung – aber wir sind überzeugt, dass wir obsiegen“, glaubt Susanne Horn, die dem Richter am Mittwoch keine Probeflasche kredenzen darf. Sie erinnert an den Bio-Bier-Prozess: „Irgendwie hat sich das Thema nicht weiterentwickelt.“ Denn auch vor 25 Jahren musste die Brauerei vor Gericht – und gilt heute als führernder Bio-Bier-Produzent der Region.

Andrea Uhrig

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