Irre Raser: Die Polizei kann sie nicht stoppen
Der Behördensprecher gesteht ein: „Wir sind auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen“. Zahlreiche Anwohner in Boxdorf klagen über die Lärmbelastung durch die illegalen Autorennen
NÜRNBERG „Die Polizei kann nicht überall sein!“ Behördensprecher Jürgen Ederer muss zugeben, dass die Beamten relativ machtlos gegen die illegalen Autorennen in Nürnberg sind. Die Raser treffen sich mitten in der Nacht irgendwo im Stadtgebiet. Unbehelligt von den Ordnungshütern lassen sie die PS-starken Motoren ihrer aufgemotzten Autos aufheulen. Sie liefern sich mit qualmenden Reifen Beschleunigungsrennen an Ampeln. Zuletzt am Samstagfrüh auf der Bundesstraße B4 zwischen Nürnberg und Erlangen bei Boxdorf.
„Es kommen immer wieder Klagen von den Anwohnern über den Lärm“, sagt CSU-Stadtrat Konrad Schuh, der sich ums Knoblauchsland kümmert. „Diese Rennen sind gefährlich. Auf öffentlichen Straßen kann so etwas nicht toleriert werden“, erinnert er an den 15-jährigen Schüler Dominic. Der kam vor sieben Jahren bei einem illegalen Rennen am Dutzendteich ums Leben. Schuh fordert ein Eingreifen der Polizei. Allerdings weiß er auch, dass die PS-Freaks gut vernetzt sind. „Die haben ein Informationssystem, das Alarm schlägt, wenn die Polizei im Anmarsch ist.“
So waren die Nürnberger Ordnungshüter völlig ahnungslos über das Treffen in der Nacht zum Samstag auf Höhe der Bushaltestelle Moosäckerstraße an der B4. Doch in den Buchten standen zwei- bis dreihundert Zuschauer. Es kreisten die Sektflaschen. Die Zuschauer waren in bester Partylaune. In den Seitenstraßen präsentierten die Tuner dem Halteverbot zum Trotz ihre aufgemotzten Autos. An der Ampel qualmten die Reifen.
"Wir werden solche Rennen rigoros verfolgen!"
„Wir sind auf Hinweise aus der Bevölkerung angewiesen“, sagt Polizeisprecher Eder auf Nachfrage der AZ. „Dann können wir einschreiten. Die Einsatzkräfte sind vorhanden. Klar ist: Wir werden solche Rennen rigoros verfolgen!“
Die Polizei hält bei den Treffen der Autoschrauber jeden Freitag auf dem Parkplatz eines großen Möbelhauses in der Nürnberger Südstadt Kontakt zur Szene. „Auf dem Privatgrund können sie sich treffen. Aber die Teilnehmer wissen, dass sie sich bei der An- und Abfahrt auf öffentlichen Straßen an die Regeln halten müssen. Da kontrollieren wir auch immer wieder das Tempo“, sagt Jürgen Eder. Die Polizei habe die Szene rund um die Treffen am Parkplatz gut im Griff.
Doch ab und zu ist der Kitzel des Unerlaubten größer. Und dann geben die Tuning-Fans richtig Gummi. Immer wieder auf der B4. „Das geht schon seit längerem so“, klagt Anwohner Wolfgang Igel, der in Boxdorf direkt an der Ampel wohnt. Zwischen April und Oktober finden „fast jeden Freitag nach Mitternacht für ein bis zwei Stunden“ Rennen statt. Schon häufiger hat Igel bei der Polizei angerufen. Mit mäßigem Erfolg. „Einmal haben die kontrolliert. Dann war für einige Zeit Ruhe. Aber jetzt rasen sie wieder!“.
Nun hofft er auf die Bürgerversammlung am Donnerstag. Doch die Stadt kann wenig machen. „Wir können nichts tun, das ist Sache der Polizei“, so Peter Murrmann vom Bürgermeisteramt.
Michael Reiner
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