Irre: Hochhaus hat seit drei Wochen keinen Aufzug!
Vor allem die älteren Bewohner in den oberen Stockwerken leiden. Mieter fordern jetzt Schadensersatz.
NÜRNBERG Kaputte Fliesen, zersprungene Scheiben, ein maroder Eingangsbereich: Das Hochhaus in der Schupferstraße in Laufamholz hat sicher schon bessere Zeiten gesehen. Was die Bewohner des elfstöckigen Bauwerks nun allerdings schon seit über drei Wochen mitmachen müssen, spottet jeder Beschreibung: So lange ist nämlich schon der Aufzug kaputt! Das Problem: Viele Mieter in dem Haus sind betagt. Sie sind auf den Lift unbedingt angewiesen...
Seit 40 Jahren lebt Ida Loos in ihrer Wohnung im zehnten Stock. Über die phänomenale Aussicht mag sich die 89-Jährige aber dieser Tage nicht mehr freuen: Die gehbehinderte Dame plagt sich täglich mit ihren Krücken den Weg durchs Treppenhaus: bepackt mit Einkaufstaschen und in der extremen Sommer-Hitze eine echte Tortur.
„Hätten wir im Haus nicht ein paar Kinder und Jugendliche, die die wichtigsten Gänge für uns übernehmen, wüssten wir Älteren nicht, wie wir uns versorgen“, sagt auch Ursula Lehrer (67) aus dem achten Stock. Sie selbst hat gerade eine Augen-OP hinter sich. Der Arzt hat ihr deshalb Ruhe und körperliche Schonung verordnet. Die ist aber leider nicht wirklich möglich – bei all den Stufen, die sie täglich mehrmals auf- und absteigen muss.
Gemeinsam mit Frau Loos und drei anderen älteren Damen hat sie jetzt Unterschriften gesammelt. Ihre Forderung: Der Defekt muss so schnell wie nur möglich behoben werden. Außerdem wollen die Bewohnerinnen Schadensersatz: zehn Euro pro Tag und Wohneinheit. „Das ist fair“, finden sie.
Hans Nägel, Niederlassungsleiter der GBW Nürnberg hält dagegen: „Zehn Euro pro Tag und Mieteinheit sind völlig utopisch. Da müssten wir ja bei manchen Mietern sogar draufzahlen“, erklärt er. „Dass der Aufzug defekt ist, die Reparatur so lange dauert und es ausgerechnet ältere Mieter getroffen hat, tut uns sehr leid.“ Aber, so Nägele: „Wir sind, was die Reparatur betrifft, eben auf die Fachfirma angewiesen. Und wir haben sofort reagiert: Am 14. Juni erreichte unseren Hausmeister ein Anruf, der Aufzug sei kaputt. Noch am selben Tag haben wir den Auftrag an die Fachfirma gegeben. Deren Auskunft war, dass die Ersatzteilbeschaffung drei bis 14 Tage dauert“, betont Nägele. Dass es nun doch so lange gedauert habe, bedauere er sehr. Dennoch wird die GBW keinen Schadensersatz zahlen.
Allerdings bot man den Mietern direkt nach Eingang der Unterschriftenliste an, die Miete um zehn Prozent zu mindern. „Das sollte ja eigentlich selbstverständlich sein“, findet Ursula Lehrer. „Wir haben uns umgehört, in welcher Höhe in solchen Fällen gemindert wird. Normal wären 7,5 bis zehn Prozent – und wir haben uns eben für zehn entschieden“, klärt Nägele auf.
Der Streit um den Lift hat sich derweil so gut wie erledigt: Das erforderliche Ersatzteil ist endlich da. Bald sollen die Arbeiten am Lift abgeschlossen sein. Endlich! StW/kes
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