Inzest-Familie: Liebesbriefe vom Armbrust-Schützen
8 Jahre Haft setzte es für Sohn und Mutter wegen der Attacke auf den „Störenfried“ - den eigenen Sohn und Bruder!
NÜRNBERG Gemeinsam mit Mutter Karin (38) wollte Mark B. (19) seinen Bruder Michael (18) mit einer Armbrust erschießen. Kaum in U-Haft, schrieb Mark glühende Liebesbriefe an die ebenfalls inhaftierte Mutter: „Ich habe Angst, Dich zu verlieren, will, dass alles wieder so wird, wie es zwischen uns war.“ Sogar vor Strafe wollte er sie schützen: „Schieb alles auf mich“, schrieb er ihr. Doch die Briefe erreichten sie nie, wurden beschlagnahmt. Gestern verurteilte Richter Hans Neidiger die Beiden am Nürnberger Landgericht zu je acht Jahren Haft wegen versuchten Totschlags.
Staatsanwältin Irina Schuhr hatte die Tat sogar als Mordversuch gewertet und zwölf Jahre für Karin R. sowie achteinhalb Jahre für Mark beantragt. Motiv sei das Inzest-Verhältnis gewesen. Mark ließ sich sogar „Karin, 13.2.06“ auf den Arm tätowieren.
Michael hatte Mutter und Bruder angezeigt. Aus Rache wollten sie ihn, so Schuhr, in ihrer Wohnung töten. Karin stellte die geladene Armbrust bereit, Mark schoss. Der Pfeil prallte an Michaels Brustbein ab. Dann stand schon die Polizei vor der Tür, denn eine Freundin des Opfers hatte alles am Handy mitgehört und den Notruf betätigt.
Als Michael den Bruder mit der Mutter beim Sex ertappt hatte, zeigte er sie an
Die Familienverhältnisse waren bizarr: Als Babys wurden die Jungs von der Mutter verlassen. Erst 13 Jahre später kehrte sie aus der Türkei zurück und nahm Mark (damals 15) auf. Michael (damals 14) musste bei der Pflegemutter bleiben – er fühlte sich verstoßen.
Als er seinen Bruder mit der Mutter beim Sex ertappt hatte, zeigte er sie an. Das Paar stritt jedoch alles ab. Monate später warf Michael seiner Mutter vor, dass sie sich nicht genug um ihre Tochter (7) kümmere. „Erst im Streit darüber haben sich die Angeklagten entschlossen, den Störenfried zu töten“, so der Richter. Nicht wegen der Inzest-Anzeige, sondern weil er seinen Bruder Mark beschuldigt hatte, die Schwester zu missbrauchen (der Vorwurf wurde wie der des Inzests fallen gelassen). Michael habe den Täter provoziert und „schieß, schieß!“, gerufen. Da drückte Mark ab. So sahen es auch die Verteidiger Peter Hoffmann und Michael Spengler.
„Ich bin mit dem Urteil zufrieden“, erklärte Mark, der in der Haft eine Lehre machen will. Er durfte noch mit der Mutter reden. „Aber kein Körperkontakt“, ordnete der Richter an. cis
- Themen:
- Polizei