Initiative Sauerteig: Benedikt XVI. dachte "klerikal und patriarchalisch"
Garching an der Alz/München - Die Initiative Sauerteig bedauert es, dass die Rolle des emeritierten Papstes Benedikt XVI. im Missbrauchsskandal von Garching an der Alz nun wohl nicht mehr juristisch aufgearbeitet wird.
"Mit der Klärung seiner Verantwortung vor einem weltlichen Gericht hätte er für die Zukunft der katholischen Kirche einen bedeutenden Schritt machen können. Dass Papst em. Benedikt seiner Kirche diesen Dienst nun nicht mehr erweisen kann, gehört wohl zur Tragik seines Lebens", teilte die Initiative am Samstag mit. Benedikt XVI. war am Vormittag des Silvestertages gestorben.
In Garching an der Alz (Landkreis Altötting) soll ein einschlägig vorbestrafter Priester von Ende der 1980er Jahre an erneut Kinder missbraucht haben. Ein Mann, der angibt, von dem Priester in Garching missbraucht worden zu sein, hatte Mitte 2022 nicht nur gegen diesen Priester Klage eingereicht.
Auch das zuständige Erzbistum München und Freising - und eben Benedikt XVI., der als Kardinal Joseph Ratzinger Erzbischof dort war, als der Täter aus Nordrhein-Westfalen nach Bayern versetzt wurde, waren von ihm im Rahmen einer sogenannten Feststellungsklage verklagt worden.
Die Initiative schrieb weiter, es werde in Erinnerung bleiben, dass die Amtszeit des emeritierten Papstes gekennzeichnet gewesen sei von "Missbrauchsskandalen der Kirche" in allen Teilen der Welt. "So blendete er in seinem klerikalen und patriarchalischen Denken das Leid der Missbrauchsopfer weitgehend aus." Diese Haltung sei nicht nachvollziehbar und habe schlimme Folgen für die Kirche.
Initiative "Wir sind Kirche": Benedikt war "in Angst erstarrter Theologe"
Die Reform-Initiative "Wir sind Kirche" sieht den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. als widersprüchlichen Theologen, der seiner Kirche ein schweres Erbe hinterlassen habe. Er habe die katholische Kirche "über Jahrzehnte in rückwärtsgewandter Weise geprägt", teilte die Initiative mit.
Während Joseph Ratzinger als junger Theologe die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) mitgeprägt habe, habe er sich später als ein "von Misstrauen getriebener und in Angst erstarrter Theologe" erwiesen, "der mit seinen Leitungsaufgaben überfordert war".
Seine Stellungnahme zum Münchner Missbrauchsgutachten sei unglaubwürdig gewesen, teilte "Wir sind Kirche" mit. "Zu einem persönlichen Schuldeingeständnis war er nicht bereit. Damit hat er dem Bischofs- und Papstamt großen Schaden zugefügt." In dem vor rund einem Jahr veröffentlichten Gutachten wurden Ratzinger in seiner Zeit als Erzbischof von München und Freising schwere Versäumnisse beim Umgang mit Missbrauchsfällen und -tätern vorgeworfen.
Weiter hieß es: "Joseph Ratzinger entwickelte kein Verständnis für die Zukunftsdimension des Glaubens. Vielmehr versuchte er, die Reformimpulse des Konzils zu begrenzen oder sogar zurückzunehmen." Der Rücktritt 2013 verdiene zwar Anerkennung, jedoch hätte er auch in den Kardinals- oder Bischofsstand zurückrücken und die weiße Soutane ablegen müssen, so die Initiative.
- Themen:
- Benedikt XVI
- Katholische Kirche
- Päpste