In Steg gekracht: Die schwarze Serie der MS Seeshaupt
Freitag, 13. Juli: Die MS Seeshaupt wird getauft. Am 16. Juli streikt die Technik zum ersten Mal, am 27. Juli erneut – das nagelneue Schiff rammt einen Steg, fünf Menschen werden dabei verletzt
STARNBERG - Sieht aus, als sei es vielleicht keine so gute Idee gewesen, die MS Seeshaupt, den Stolz der Bayerischen Seenschifffahrt, an einem Freitag den 13. zu taufen.
Am Freitagabend krachte der Dampfer auf dem Starnberger See gegen den voll besetzten Steg des Undosa. Fünf Menschen wurden verletzt. Es ist die zweite Panne seit der Jungfernfahrt vor zwei Wochen (AZ berichtete).
Eben noch sitzen die etwa 20 Gäste entspannt auf der Sonnenterrasse, als einige plötzlich aufspringen. „Ich wollte etwas zu essen bestellen”, erzählt Versicherungskaufmann Manuel Becker (26) der Starnberger SZ, „da sah ich das Schiff immer näher kommen und dachte noch: Der will hier einparken.” Der Münchner und seine Schwester springen auf, rennen weg.
Der Kapitän der Seeshaupt hatte seine Passagiere am Dampfersteg der Seepromenade aussteigen lassen. Anschließend will er den Starnberger Hafen anlaufen. Der Kapitän schaltet in den Rückwärtsgang. Als er später in den Vorwärtsgang wechseln will, streikt die Technik. Das Schiff treibt direkt auf den Steg vom Undosa zu.
Der Vater des 13-Jährigen Marvin schreit: „Lauf weg vom Steg!” Sekunden später zerlegt das 60-Meter-Schiff die Holzkonstruktion in ihre Einzelteile. „Es gab einen riesigen Rumms”, erzählt Marvin. In Panik laufen alle davon. Ein Tourist (60) springt ins Wasser. Eine Frau (55) wird von einem umstürzenden Sonnenschirm am Rücken getroffen. Insgesamt fünf Menschen werden bei dem Manöver der Seeshaupt verletzt.
Ein Zeuge filmt das Unglück mit seiner Kamera. Die Aufnahmen liegen bei der Polizei. „Das Unglück ist darauf gut zu sehen”, so der Starnberger Polizeichef Norbert Reller.
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Seebären tuscheln bereits vom Fluch der MS Seeshaupt. Nur drei Tage nach ihrer Jungfernfahrt spielte die Elektronik verrückt. Jetzt die Kolisson. Schifffahrtsdirektor Walter Stürzl spricht dagegen von „Kinderkrankheiten”.
Die schwarze See-Serie begann bereits 2004, als die MS Starnberg vier Tage nach ihrer Taufe bei einem Wendemanöver gegen die Uferpromenade in Berg geprallt war. Bilanz: 20 Verletzte.
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