In Bayern: Spitzenforschung auf Kosten der Tiere

Trauriger Rekord: Noch vor NRW und Baden-Württemberg steht der Freistaat in der Liste des Deutschen Tierschutzbund bei Nutzung und Tötung von Versuchstieren.
von  Ralf Müller
Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin einer tierexperimentellen Forschungseinrichtung hat eine Maus in der Hand.
Eine wissenschaftliche Mitarbeiterin einer tierexperimentellen Forschungseinrichtung hat eine Maus in der Hand. © Friso Gentsch/dpa

Bayern ist stolz auf seine führende Forschungslandschaft. Für Tiere ist das allerdings keine gute Nachricht. In keinem anderen Bundesland wurden 2024 so viele Tiere im Namen der Wissenschaft genutzt und getötet wie im Freistaat, teilte der Deutsche Tierschutzbund am Montag mit.


Nach den Zahlen des Deutschen Zentrums zum Schutz von Versuchstieren wurden 2024 allein in Bayern Versuche mit 255.456 Tieren durchgeführt, gefolgt von Baden-Württemberg mit 227.935 und Nordrhein-Westfalen mit 217.724 Tieren.

Höchste Zahl an "Überschusstieren" in Bayern


Bereits in den letzten drei Jahren belegten die drei Bundesländer laut Tierschutzbund in wechselnder Reihenfolge die Spitzenplätze. Bayern verzeichnet mit 222.408 auch die höchste Zahl an Tieren, die als "Überschuss" getötet wurden. Insgesamt wurden bundesweit im Vorjahr 3,06 Millionen Versuchstiere getötet. Auch wenn die Menge der Versuchstiere seit einigen Jahren abnehme, so sei diese Zahl doch nach wie vor "erschreckend", befand Tierschutzbund-Präsident Thomas Schröder.

Thomas Schröder, Präsident vom Deutschen Tierschutzbund.
Thomas Schröder, Präsident vom Deutschen Tierschutzbund. © Sina Schuldt/dpa

 

Die Länder müssten gemeinsam mit dem Bund wirksame Schritte unternehmen, um Tierversuche durch moderne, zeitgemäße Forschungsansätze zu ersetzen. Alarmierend sei, dass in Deutschland 1.109.100 sogenannte "Überschusstiere" für wissenschaftliche Zwecke gezüchtet worden seien, letztlich jedoch getötet wurden, weil sie überzählig waren. Darunter sind vor allem Nagetiere und Fische, aber auch Frösche, Hühner und Schweine.

Auch wenn die Zahl der in Tierversuchen verwendeten Affen und Halbaffen im Vergleich zu 2023 gesunken sei, werde weiterhin auch an Primaten experimentiert, kritisieren die Tierschützer.

Mäuse bewegen sich in einem geschlossenen Behälter in einem Labor des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ).
Mäuse bewegen sich in einem geschlossenen Behälter in einem Labor des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ). © Uwe Anspach/dpa


Von 977 zu Versuchen herangezogenen Javaneraffen musste im vergangenen Jahr allerdings keiner in Bayern sein Leben für die Wissenschaft geben. Menschenaffen – also Schimpansen, Bonobos, Gorillas und Orang-Utans – werden in der Europäischen Union nicht für Tierversuche gezüchtet oder gehalten.

Die meisten Tiere in Deutschland werden für die Grundlagenforschung und angewandte Forschung genutzt, andere für Qualitätskontrolle und Giftigkeitsprüfungen.

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