Immer mehr Einsätze für ehrenamtliche Ersthelfer in Bayern

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In Bayern sind laut den beiden größten Alarmierungssystemen immer häufiger per App verständigte ehrenamtliche Ersthelfer im Einsatz. Insgesamt halfen die bei den Plattformen Mobile Retter und Region der Lebensretter registrierten Ehrenamtlichen 2024 bei mehr als 3.602 Einsätzen bayernweit - fast doppelt so häufig wie 2023 (1.950 Einsätze).
Heißt konkret: Sie haben bei Herz-Kreislauf-Stillständen als Ersthelfer die Zeit überbrückt, bis der reguläre Rettungsdienst eingetroffen ist. Per App werden die Ehrenamtlichen dafür von den Leitstellen über den jeweiligen Notfall in ihrer Nähe informiert. Ob sie zu Hilfe eilen, entscheiden sie selbst.
Zeit als entscheidender Faktor
Die Firma Mobile Retter teilte auf Nachfrage mit, man sehe sowohl bei den regionalen als auch bundesweiten Zahlen "ein stetiges Wachstum". Gleichzeitig seien die Helfer im Schnitt immer schneller vor Ort - die sogenannte Eintreffzeit liege aktuell bei unter vier Minuten. Zum Vergleich: Der reguläre Rettungsdienst brauche im bundesweiten Durchschnitt knapp neun Minuten zum Notfallort.
Gerade bei Herz-Kreislauf-Stillständen könne das fatal sein, weil schon nach drei bis fünf Minuten irreparable Schäden im Gehirn auftreten. An dieser Stelle könne ein Netz aus Ersthelfenden unterstützen.
Immer mehr Einsätze der ehrenamtlichen Retter
In Bayern haben die Helfer von Mobile Retter nach Angaben der Firma seit dem Start in den ersten Regionen fast 10.000 Menschenleben gerettet. "Wir sehen definitiv eine positive Entwicklung, es schließen sich immer mehr Regionen und ehrenamtliche Ersthelfende dem Mobile Retter-System an", teilte eine Sprecherin des Unternehmens mit.
Das Netz in Bayern umfasst nach aktuellem Stand rund 6.400 Ehrenamtliche, der Großteil sei in Cham, Neumarkt, Regensburg und München aktiv. Weitere Standorte seien unter anderem Ingolstadt, Straubing, Landsberg am Lech und Deggendorf.
Auch bundesweit steigen die Einsatzzahlen: 6.900 Einsätze 2022, 7.700 im Jahr 2023 und 8.700 im Jahr 2024. Bis Ende Juli 2025 zählte die Plattform bereits 9.000 Einsätze.
Auch der Verein Region der Lebensretter bringt Ersthelfer per Smartphone zum Notfallort. Gestartet ist er im Dezember 2022 in Kempten im Allgäu. Inzwischen zählt der Verein nach eigenen Angaben 5.870 Helfer in Bayern, davon 1.990 im Allgäu. Weitere Leitstellenstandorte seien Donau-Iller, Nürnberg und Oberpfalz-Nord; Augsburg und Coburg seien in Vorbereitung.
Vereinsgeschäftsführerin Judith Joos sagte: "Wie bei allen Neuheiten ist es unabdingbar, dass diese erklärt werden und sich in ihrer Bedeutung beweisen muss." Die Bedeutung zeige sich aber unter anderem an der Anzahl der Einsätze der Ersthelfer. 2023 halfen sie in Bayern noch nach 303 Alarmierungen mit, 2024 waren es 1.602 und bis zum Juli dieses Jahres schon 1.407.
BRK: "Wichtige Ergänzung in ländlichen Gebieten"
Auch das Bayerische Rote Kreuz (BRK) hat mit Helfer vor Ort ein Netz aus Ehrenamtlichen aufgebaut. Diese kommen aber nicht nur bei Herz-Kreislauf-Stillständen zum Einsatz, wie bei den App-Plattformen. "Die Helfer vor Ort kommen immer dann zum Einsatz, wenn sie als ehrenamtliche Helfer den Ort eines Notfalls schneller erreichen können als der Rettungsdienst oder aber, wenn das nächste Rettungsfahrzeug noch im Einsatz ist", erklärt eine Sprecherin des BRK.
Dabei stehe jedem Helfer vor Ort eine komplette Notfallausrüstung zur Verfügung - unter anderem mit Blutdruck- sowie Blutzuckermessgerät, Verband- und Beatmungsmaterial. Die Helfer könnten den Rettungsdienst nicht ersetzen, aber ihn sinnvoll ergänzen. "Besonders in ländlichen Gebieten mit längeren Fahrtwegen sind die Helfer vor Ort eine wichtige Ergänzung in der Rettungskette", so die Sprecherin.
Kein zentrales Monitoring seitens des Innenministeriums
Der erste Leitfaden für Ersthelfergruppen des bayerischen Innenministeriums wurde im April 2011 veröffentlicht. Die Form der organisierten Erste-Hilfe ist nach dem Gesetz ausdrücklich kein Teil des Rettungsdienstes. "Folglich findet bei ihr weder eine staatliche Finanzierung noch ein zentrales Monitoring statt", sagt eine Sprecherin des Innenministeriums auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Umfassende, aktuelle Zahlen zu First-Responder-Einheiten im Freistaat oder Details zu einzelnen Projekten lägen daher nicht vor.
Dennoch äußert sich das Ministerium positiv zu solchen Projekten: "Ihre Rolle kann auch künftig dabei helfen, die schnellst- und bestmögliche Versorgung medizinischer Notfälle im Flächenstaat Bayern weiter zu stärken."
Wer kann ehrenamtlicher Ersthelfer werden?
Um als ehrenamtlicher Ersthelfer auf Abruf aktiv werden zu dürfen, muss man laut Innenministerium volljährig sein, "über die für die Tätigkeit erforderliche Reife, körperliche und gesundheitliche Eignung verfügen". Das gelte grundsätzlich bei Kräften von Rettungsdienst und Feuerwehr. Andere Menschen sollten sich die gesundheitliche Eignung vom Arzt bestätigen lassen, bevor sie sich bei einem Ersthelfer-Projekt registrieren.
Zudem müssen Grundqualifikationen nachgewiesen werden, die bei einer mindestens 48-stündigen Schulung erworben werden können - zum Beispiel das Erkennen von Vitalfunktionen, Basisreanimation und Anwendung eines Defibrillators. "Eine Vertiefung auf 80 Stunden oder mehr wird empfohlen, insbesondere wenn die Ersthelfergruppe häufiger zum Einsatz kommt", heißt es seitens des Innenministeriums. Zudem müsse "eine regelmäßige Fortbildung mit Praxistraining von mindestens vier Stunden pro Halbjahr" gewährleistet sein.
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