Im Beat vereint durch den Tsunami

NÜRNBERG - "Cry Freedom": Am Samstag feiern die Urgesteine Rudi Madsius und Klaus Braun-Hessing das 40-jährige Jubiläum ihrer künstlerischen Bluesrock-Verlobung
Die beiden haben etwas von einem alten Ehepaar. „Entschuldige Klaus, lass mich das noch schnell sagen“, unterbricht Rudi Madsius (59) den zwei Jahre jüngeren Klaus Braun-Hessing. Dann erzählt jeder die Geschichte des jeweils anderen zuende. Die Kommunikation, merkt man schnell, funktioniert aber auch non-verbal. Das hat einen Grund: beide kennen sich seit der vierten Klasse. Zur Musiker-Ehe kam es allerdings erst etliche Jahre später – mit einer eher unromantischen Verlobungsgeschichte. Gitarrist und Sänger Rudi Madsius suchte händeringend einen Schlagzeuger für seine Band Cry Freedom, schaute aus dem Fenster, unter dem Klaus Braun-Hessing vorbei ging. „Da habe ich runtergerufen ,Ey, wir brauchen nen Drummer!’ und er hat raufgeschrien: ,Bin ich. Bin dabei.’ Und das war’s.“
Was damals eine Straße in Fürth zusammenführte, wird am Samstag als lokales Legendentreffen groß gefeiert: „40 Years on Stage“ nennen die beiden ihr Jubiläumskonzert in der Fürther Stadthalle. Natürlich mit vielen Gästen: Zum Beispiel den „Quiets“, einer der ersten Fürther Beat-Bands. „Vor denen hatte ich als Jungspund höllisch Respekt. Das waren lokale Idole. Als ich die jetzt für das Jubiläums-Konzert gefragt habe, ob sie mit uns spielen wollen, da haben die das bestimmt noch gemerkt“, sagt Madsius und schmunzelt.
Inspiriert von der frühen Beat-Musik beginnen die beiden Freunde zunächst unabhängig voneinander Musik zu machen. „Die Beatles und die Stones, das war damals schon ein musikalischer Tsunami“, sagt Braun-Hessing. Ein Tsunami, der beide bis heut prägt – sie blieben bei der Blues- und Rockmusik als Lebensinhalt und Geschäftsmodell. Bereits mit 19 Jahren ist Madsius auf Tour: „Das war einer der ersten Auftritte, damals in einer Kneipe in Pirmasens, in der hauptsächlich dort stationierte Amerikaner tranken. Gleich in unserem ersten Set haben wir eine 45-minütige Version von ,Take Five’ gespielt, mit allem, was wir da reinstopfen konnten, inklusive der deutschen Nationalhymne“, erzählt er, „und direkt nach diesem ersten Set kam der Wirt und hat uns gefragt, ob wir das jeden Tag spielen wollten. Wenn ja, könnten wir sofort gehen. Also haben wir danach jeden Nachmittag die Hitparade geübt.“
Bald jedoch erlischt (vorerst) das Vergnügen an der Cover-Musik – 1976 erscheint die heute noch legendäre Cry Freedom-Platte „Volcano“. An die Madsius bis heute gerne zurückdenkt: „Das war die Platte, bei der wir am ehesten bei uns selbst waren. Was haben wir da nicht alles reingestoft. In einem Song hatten wir sogar einen fränkischen Zwiefachen drin. Damals war der Kopf voll mit Ideen.“ Die aber spätestens im Studio an ihre Grenzen stießen. „Damals war die Studio-Technik nicht wirklich gut. Da klangen wir live wesentlich besser. Auch wenn ich viel mehr reinprügeln musste, weil hinter mir die Verstärker-Wände standen“, sagt Schlagzeuger Braun-Hessing. „Und heute“, führt Madsius den Satz weiter, „ist es oft so, dass die Platten super produziert sind, aber die Bands das live nicht mehr umsetzen können.“ Was bei beiden nicht der Fall ist. Nachzuprüfen am kommenden Samstag um 20 Uhr in der Fürther Stadthalle. Martin Mai