Igitt-Alarm! Jede fünfte Probe war ungenießbar

Einfach widerlich: Acht verdreckte Lokale, Metzgereien und Bäckereien mussten 2008 in Nürnberg geschlossen werden.
von  Abendzeitung

Einfach widerlich: Acht verdreckte Lokale, Metzgereien und Bäckereien mussten 2008 in Nürnberg geschlossen werden.

NÜRNBERG Rund 1500 Proben nahmen die elf Lebensmittelkontrolleure 2008 in Nürnberger Lokalen, Imbissbuden oder Läden. Jede fünfte wurde als verdorben beanstandet! Auch die Auberginen-Frischkäse-Zubereitung eines Standbesitzers in der Innenstadt. Gegen die 200 Euro Bußgeld erhob der Kaufmann Einspruch und zog gestern vor das Nürnberger Amtsgericht.

Es war nicht der einzige Igitt-Fall, der gestern bei Richter Klaus Hellein anstand: Es ging auch um Hygienemängel in einem türkischen Lokal (doch der Betroffene zog kurzfristig seinen Einspruch zurück) und an einem indischen Imbiss-Stand auf dem Asia-Markt. Fünf von 50 dort kontrollierten Fress-Buden waren 2008 bemängelt worden. Die meisten schluckten offenbar ihre Bußgelder, einer zog vor Gericht, doch der Termin wurde mangels Dolmetscher vertagt.

Sechs Millionen Hefepilze und 50.000 Schimmelpilze pro Gramm Frischkäse

Der Frischkäse des Standbesitzers wiederum war von einer Kundin als vergoren bemängelt worden – eine von 341 Verbraucherbeschwerden beim städtischen Ordnungsamt im letzten Jahr. Ein Lebensmittelkontrolleur entnahm eine „Verdachtsprobe“, schickte sie per Kühlbox zur Untersuchung. Das Resultat: Der Chemiker fand sechs Millionen Hefepilze und 50.000 Schimmelpilze pro Gramm Frischkäse, der bereits vergärt war und deshalb „einen prickelnden Geschmack hatte“, wie der Richter verlas. Auf jeden Fall war das Produkt nicht mehr zum Verzehr geeignet. Da zog der Standbesitzer kleinlaut seinen Einspruch zurück.

Doch es gibt weit Schlimmeres: Bei rund 10000 Kontrollen von Lebensmittelverkaufsstellen und Betrieben wurde jede zehnte verwarnt. In acht Fällen wurde wegen gravierender Hygienemängel sogar die Schließung für ein paar Tage angeordnet – „wenn die Sauerei zu groß war“, erklärte Klaus Distler, Chef der Lebensmittelkontrolleure. Wenn es also vor Kakerlaken und Mäusen wimmelte und vergammelte Waren herumlagen. Es traf Metzgereien, Lokale mit verdreckten Bierausschank-Anlagen, Fladenbrotbäcker und Imbissbetriebe. cis

Die Diskussion über einen öffentlichen "Pranger" für Schmuddel-Gastronomen finden Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Freitag, 17. April.

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