„Ich wollte weiterleben“

Herztransplantation rettet Kleeblatt-Legende Manfred Ritschel (63) nach eineinhalbjähriger Leidenszeit vor dem sicheren Tod
FÜRTH/SORG „Eigentlich war ich schon tot, für zehn Minuten.“ Manfred „Manni“ Ritschel (63), Kleeblatt-Legende (er kickte von 1978 bis ’82 als Profi bei der SpVgg Fürth) und dreifacher Nationalspieler, sitzt am Wohnzimmertisch im Häuschen im Wendelsteiner Ortsteil Sorg, einen Sprung vom Schlösschen entfernt, das Gattin Gitta vor längerem geerbt hat. Stallungen, Pferdekoppel, noch schneebedeckte Tannenzweige vor dem Fenster – die Idylle pur. Eigentlich. Ritschel plaudert ziemlich entspannt an der Seite der Gemahlin von seiner eineinhalbjährigen, schweren Zeit, die hinter ihm liegt. Genauer gesagt von einer erfolgreich durchgeführten Herzverpflanzung.
Ohne die Hilfe der Ärzte "wäre ich heute tot"
17 Wochen Bangen und Warten auf einen Spender (ein Unfallopfer aus Deutschland), quälende Ungewissheit über Leben und Tod: Er hat sein Schicksal gemeistert! Mit Hilfe seines Hausarztes Johannes Boxdorfer, mit Hilfe von Oberarzt Ludwig Tandler und vor allem des Leiters der Herzchirurgischen Klinik in Erlangen, Professor Michael Weyand. „Ohne sie wäre ich heute tot“, sagt Ritschel. Nach seinem dritten Kreislaufkollaps, erlitten im Nürnberger Südklinikum im Spätherbst. „Nur meiner Robustheit habe ich es wohl zu verdanken, dass man mich ins Leben zurückholen konnte“, weiß der einstige Stürmer heute. „Und auch dank meiner Psyche habe ich diese harte Zeit überstanden. Ich dachte immer an das Positive, das hat mir wahnsinnig geholfen. Und natürlich auch die Familie.“
Ritschel, am 7.Juni im Schwabacher Ortsteil Unterreichenbach geboren, brachte es bei Borussia Dortmund, bei Kickers Offenbach, beim 1. FC Kaiserslautern und bei Schalke 04 auf insgesamt 231 Bundesliga-Spiele (33 Treffer). 108 Mal spielte bei der SpVgg Fürth in der Zweiten Liga. Danach wurde er Hotelier und Schlossherr.
"Ich spüre kaum, dass ich eine Operation hatte"
Sein glücklichster Tag war aber der 23. Dezember 2009. Da wurde Ritschel nach der Transplantation erstmals wieder nach Hause entlassen. „Ein größeres Weihnachtsgeschenk als ein neues Leben kann man nicht bekommen“, strahlt Ritschel. Der Eingriff war am 24.November in Erlangen erfolgt. Ritschel rückblickend: „Für mich gab es nur zwei Dinge – sterben oder eine Herztransplantation. Es gab keinen anderen Spielraum mehr auf dieser Welt. Ich aber wollte weiterleben.“
Einmal die Woche muss „Manni“ („am liebsten würde ich schon wieder im Schloss mit anpacken“) zur Routine-Untersuchung in die Erlanger Uni-Klinik. Und das neue Herz? „Ich spüre kaum, dass ich überhaupt eine Operation hatte.“ Ritschel strahlt. Er lebt... Matthias Hertlein