"Ich liebe den Club!"
NÜRNBERG Drei Mal Torschützenkönig im Trikot des „Ruhmreichen”. Pokalsieger 2007 im rot-schwarzen Fahnenmeer im Berliner Olympiastadion. Held im Uefa-Cup mit den Last-Minute-Treffern beim 2:1 gegen AZ Alkmaar. Neben dem legendären Max Morlock vielleicht das größte Club-Idol in der gut 110-jährigen Vereinsgeschichte. Das alles ist MAREK MINTAL, Fußball-Gott. Und trotz der scheinbar unwiderruflichen Scheidung am Saisonende sagt der 33-Jährige: „Ich liebe diesen Verein!”
Im Juli 2003 tauchte das „Phantom” am Valznerweiher auf. Schmalbrüstig, blass um die Nase, schon nach zwei Tagen geplagt von Heimweh nach seinem geliebten Zilina. Seinem MSK, mit dem er zwei Mal slowakischer Meister (2002 und ’03) und Pokalsieger (2003) geworden war. Natürlich nach Papa Anton und Mama Maria, die nach Mareks rasendem Aufstieg den Neid nicht mehr ertragen konnte. „Weil ich gutes Geld verdiene, wurde sie heftig beschimpft. Ganz übles Mobbing. Sie konnte und durfte nicht mehr als Altenpflegerin arbeiten.”, verriet Mintal der AZ einst.
Übles Mobbing gegen Mutter Maria
Nur 100000 Euro Ablöse musste Ex-Trainer und Manager Wolfgang Wolf für seine neue Wunderwaffe locker machen. Auf Empfehlung von Peter Hammer. Dem Autohändler und Fußball-Verrückten aus Röthenbach war Mintal bei seinen Geschäften in der Slowakei aufgefallen.
Bei seinem ersten Interview diktierte der auf keine Position festzunagelnde Mittelfeld-Stürmer den Journalisten in die Blöcke: „Bin ich Marek Mintal, komme aus Zilina, will Tore schießen.” Klang auswendig gelernt.
Den Worten folgten allerdings Taten: Tore am laufenden Band. In bislang 203 Pflichtspielen 77. Dazu 49 in 96 Testspielen. Ergibt unter dem Strich: Marek könnte am Samstag in Wolfsburg seinen 300. Einsatz im Club-Trikot feiern. Mit Treffer Nummer 127? Den hatte er schon beim 5:0 gegen St. Pauli auf dem Fuß. „Das passiert, dass man aus einem Meter nicht trifft”, grinst der Edelreservist. Und sagt beinahe trotzig: „Eine Saison ohne Tor ist für mich persönlich eine schlechte.” Wobei er sich seit ein paar Wochen endlich wieder Freude kann, „dass wir so erfolgreich sind”.
"Jetzt war ich wenigstens ein Mal in den USA"
Die Wende in Mareks sensibler Welt brachte im Januar sein Flirt mit Philadelphia Union. Deren Trainer Peter Nowak hatte ihm ein Engagement in der Major League Soccer schmackhaft gemacht. „Am Telefon war alles kein Problem”, verrät Mintal. Ein Haus, ein Auto, eine Schule für seinen großen Sohn Jakub (6) und ein Kindergartenplatz für Sebastian (3). Vor Ort, zusammen mit seiner Frau Katarina, die große Ernüchterung: „Da passte nichts. Jetzt war ich wenigstens ein Mal in den USA. Das ist genug.”
Aber was bringt die Zukunft? „Ich weiß, der Verein hat kein Interesse, meinen Vertrag zu verlängern”, sagt Mintal. „Ich bin fit und gesund, will noch ein, zwei Jahre spielen.” Aber er weiß: „Erste Liga wird schwer.” Reizen würde ihn eine Doppelfunktion als Standby-Profi und Nachwuchstrainer beim FCN. „Ich lüge nicht, wenn ich sage, das will ich unbedingt.” Geld spielt angeblich keine Rolle. „Dafür liebe ich das Spiel zu sehr.” Und seinen Club. Dem er sogar zutraut, am Saisonende vor den Bayern zu stehen. „Warum nicht? Alles ist möglich!”
Markus Löser
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