Hunderte Nürnberger Kinder müssen hungern

NÜRNBERG - Rund 6000 Kinder in Nürnberg hungern. Die Stadt versucht zu helfen: 1,5 Millionen Euro gibt Nürnberg für warmes Mittagessen aus – aber es gibt viel zuwenig Einrichtungen.
Erschreckend genug: 6000 Nürnberger Kinder leben unterhalb oder am Rande der Armutsgrenze. Sie machen fast ein Drittel ihrer Generation aus. Mit 1,5 Millionen Euro versucht die Stadt heuer, ihnen ein tägliches Mittagessen zu sichern. Aber obwohl das Geld da ist, gibt es nicht genug Einrichtungen, um die bedürftigen Kinder tatsächlich satt zu machen.
„Wir haben ein infrastrukturelles Problem“, räumt Sozialreferent Reiner Prölß ein. Denn während die Grundschüler Angebote in den Schulen oder in einer Kindertagesstätte wahrnehmen können, müssen viele der Über-12-Jährigen Tag für Tag zusehen, ob und wo sie etwas Warmes in den Bauch bekommen. Nur 1171 Nürnberger Grund- und Hauptschüler werden über Schulkantinen versorgt, so die aktuellen Zahlen vom Amt für Volks- und Sonderschulen.
„Aktion Schutzbengel“
Während die Stadt nun versucht, „der traurigen Realität“ (Prölß) mit einem „massiven Ausbauprogramm“ in den Schulen und außerschulisch Rechnung zu tragen, springt jetzt die „Aktion Schutzbengel“ der Rummelsberger Diakonie ein: Anita Skobl von der Geschäftführung weiß, dass die Stadt das Mittagessen „nicht flächendeckend“ anbieten kann. Eine Bedarfsermittlung in der Nürnberger Südstadt hat ergeben, dass allein in Lichtenhof 50 bis 100 Kinder unterversorgt sind.
Ab September können die Kids im Hermann-Bezzel-Haus in der Huldstraße – auch an Wochenenden und in den Ferien –„ein kindergerechtes Mittagsmenü inklusive Getränken“ zu sich nehmen. Zum Nulltarif – finanziert sich das Projekt doch ausschließlich über Spenden. Darüber hinaus „unbürokratisch“, betont Skobl: „Die Kinder bekommen einen ,Schutzbengel-Taler’ an den Schulen, wir wollen das nicht so streng überprüfen.“
Um in den Genuss der städtischen Angebote zu kommen, müssen die Kinder bzw.. deren Eltern hingegen einen Nürnberg-Pass vorlegen und eine Einverständniserklärung. Auch ist das Essen in den Schulen und städtischen Schülerkantinen nicht kostenlos, wird von der Stadt mit 1,50 Euro pro Kind und Mahlzeit bezuschusst. Wenn ein Mittagessen 2,50 kostet, wären das bei einem Dreikinder-Haushalt immerhin 60 Euro im Monat. StW