Huber will 15 Millionen gegen Landarztmangel

Bisher ist von Ärztemangel in Bayern nichts zu spüren, 93 Prozent des Freistaats gelten offiziell sogar als „überversorgt“. Doch das wird sich in den nächsten Jahren ändern: Es droht Arztmangel.
München - Bis Ende des Jahrzehnts wird die Hälfte der bayerischen Hausärzte das Rentenalter erreichen – die drohende Versorgungslücke will Gesundheitsminister Marcel Huber mit 15 Millionen Euro für neue Förderprogramme schließen. Der CSU-Politiker gab am Dienstag den Startschuss für die drei Programme, die das Kabinett vor der Sommerpause beschlossen hatte. „Es ist nicht einfach, diese Dinge in einem Flächenland wie Bayern hinzukriegen“, meinte Huber.
Ein Förderprogramm beinhaltet bis zu 200 000 Euro Zuschuss für „innovative Versorgungskonzepte“. Darunter können Gemeinschaftspraxen mit familienfreundlichen Arbeitszeiten fallen. Die beiden anderen Programme beinhalten einen Zuschuss von 60 000 Euro für die Übernahme von Hausarztpraxen in ländlichen Gebieten mit Arztmangel und Stipendien von 300 Euro monatlich für Medizinstudenten, die sich verpflichten, nach der Ausbildung mindestens fünf Jahre auf dem Land zu arbeiten.
Volle Unterstützung hat Huber von der Landesärztekammer. „Es ist nicht mehr fünf vor zwölf, sondern fast fünf nach zwölf“, sagte deren Präsident Max Kaplan. Bisher ist vom Landarztmangel allerdings noch nichts zu spüren. Im größten Teil Bayerns sind derzeit sogar noch mehr Hausärzte als eigentlich nötig wären, um die Regelversorgung sicherzustellen. Das wird sich allerdings bald ändern: „32 Prozent der Hausärzte sind 60 Jahre und älter“, sagte Kaplan. „Das Durchschnittsalter liegt bei 54,3 Jahren.“ Auch Hausärzte gehen aber nach Kaplans Angaben lange vor dem 65. Geburtstag in Ruhestand. Im Schnitt geht ein Hausarzt mit 62,5 Jahren in Rente.
Kaplans Fazit: „In den nächsten Jahren wird die Hälfte ausscheiden, die müssen wir ersetzen.“ Das Hauptproblem ist nach Einschätzung Hubers und Kaplans nicht, dass Landärzte weniger verdienen – sondern die langen Arbeitszeiten mit 60 bis 70 Wochenstunden, vielen Hausbesuchen und Notdiensten. „Das ist die klassische Problempraxis, die künftig schwer zu besetzen sein wird“, sagte Huber dazu. Junge Ärzte wollten nicht mehr rund um die Uhr arbeiten, meinte Kaplan. „Das passt nicht mehr in die Lebensplanung unserer jungen Leute.“ Huber jedenfalls hofft, die Spitzenstellung Bayerns bei der ärztlichen Versorgung halten zu können.