Horror-Raupen: Die Stadt lockt sie in die Sex-Falle!

Um den giftigen Nachwuchs der eingewanderten Eichenprozessions- spinner auszumerzen, hängt SÖR Eimer mit Pheromonen an 30 Bäume.
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Die Männchen der Eichenprozessionsspinner werden in die Eimer gelockt.
Berny Meyer 2 Die Männchen der Eichenprozessionsspinner werden in die Eimer gelockt.
Der SÖR-Boss Karlheinz Kubanek legt selbst Hand an.
Berny Meyer 2 Der SÖR-Boss Karlheinz Kubanek legt selbst Hand an.

Um den giftigen Nachwuchs der eingewanderten Eichenprozessions- spinner auszumerzen, hängt SÖR Eimer mit Pheromonen an 30 Bäume.

NÜRNBERG Bald hat sich’s ausgesponnen – wenn die fiesen Gift-Falter in die Sex-Falle flattern...

Seit einigen Jahren machen sie den Süden Nürnbergs unsicher: Eichenprozessionsspinner. Jener Schmetterling, dessen Raupen ganze Bäume kahlfressen und in bizarre Kokons hüllen. Und die, viel schlimmer, giftige Härchen ausbilden, die Menschen gefährden. Etliche Besucher von „Rock im Park“ mussten 2007 versorgt werden, weil das Gift der Raupen-Haare allergische Reaktionen ausgelöst hatte.

Die Idee kam vom Bund Naturschutz

Während die Verantwortlichen die ungebetenen Gäste aus dem Süden, die wegen des Klimawandels den Weg über die Alpen gefunden haben, in den Vorjahren absaugten und 2008 mit einem Bakterium, dem „Bacillus thuringinesis“, ausmerzten, wird jetzt zu einem ungewöhnlichen wie simplen Mittel gegriffen: Am Donnerstag hängten die Mitarbeiter vom städtischen Service Öffentlicher Raum (SÖR) an Eichen rund um den Dutzendteich 30 Eimer auf.

Über einem Trichter klemmt ein Zellstoff, getränkt mit Pheromonen, Sexuallockstoffen der weiblichen Tiere. Nehmen die Männchen diesen wahr, stürzen sie sich blindlings auf die Eimer – wo aber statt eines paarungwilligen Weibchens der sichere Tod lauert: Die sexwütigen Insekten plumpsen auf den Eimerboden, von wo es keinen Ausweg mehr gibt.

Die Idee, den Bio-Lockstoff einzusetzen, kam vom Bund Naturschutz. Geschäftsführer Wolfgang Dötsch: „Werden Bäume mit Bakterien gespritzt, vernichtet das auch andere Insekten“, der Lockstoff hingegen wirke nur bei Eichenprozessionsspinnern. Ökologisch wertvoll – und ökonomisch: „Für das Absaugen haben wir 2007 rund 250.000 Euro ausgegeben“, berichtet SÖR-Chef Karlheinz Kubanek. Der Einsatz des „Bacillus thuringinesis“ schlug noch mit 50.000 Euro zu Buche. Die neuen Sex-Fallen kosten die Stadt gerade mal 500 Euro: Ob sie effektiv sind, wird sich im September zeigen, wenn die in den Tod gelockten Falter-Männchen gezählt werden.

Steffen Windschall

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