Horror-Mutter im Rollstuhl zum Gericht
NÜRNBERG Mit langsamen Schritten und schmerzverzerrtem Gesicht schleppte sich die Horror-Mutter aus Thalmässing am Montag auf die Anklagebank. In einem Rollstuhl war Angela R. (27) zuvor ins Gericht gefahren worden, die letzten Meter stützte sie sich auf Krücken – eine Krankenschwester wich ihr nicht mehr von der Seite. Der Krebs hat die Hausfrau deutlich gezeichnet. Furchtbare Vorwürfe stehen gegen die Schwerkranke im Raum – dazu äußern wollte sie sich gestern nicht...
Ihre kleine Tochter Sarah († 3) starb im August 2009 einen qualvollen Hungertod! Monatelang sollen Angela R. und ihr Ehemann Patrick R. (31) die gemeinsame Tochter Sarah einfach nicht mehr versorgt haben. Das Mädchen lag in seinem Gitterbettchen, wurde nicht mehr herausgeholt, nicht mehr gefüttert, gewaschen oder sauber gemacht. Statt sich um Sarah zu kümmern, soll sich das Paar ganze Tage auf Volksfesten und im Freibad vergnügt haben – während die Tochter zuhause allein vor sich hinvegetierte! In ihrer hilflosen Lage, begann das kleine Mädchen sogar den Zellstoff der eigenen Windel zu essen! Erst als sie bis zum Skelett abgemagert, völlig verdreckt und verkrüppelt in ihrem Bett lag, zog Angela R. die Notbremse und alarmierte den Notarzt. Zu spät: Sarah starb im Krankenhaus an den Folgen der langen Unterversorgung.
Ließ sie ein „Tunnelblick“ Sarahs Leid vergessen?
Der Vater Patrick R. ist dafür bereits wegen Mordes verurteilt worden. Jetzt soll auch Angela R. zur Verantwortung gezogen werden. Durch ihr Schweigen trägt sie zunächst aber nichts dazu bei, den Tod der Tochter aufzuklären. Ihr Verteidiger Nils Junge erklärt: „Es handelt sich um eine vorläufige Entscheidung.“ Gerade der Prozessauftakt sei sehr belastend für seine kranke Mandantin, das Reden falle ihr schwer.
Dafür brachte ein Polizist, der Angela R. kurz nach Sarahs Tod vernommen hatte, Licht ins Dunkel. Der Beamte erinnerte sich an eine damals „erstaunlich ruhige“ Angela R., die emotional nicht aufgewühlt gewirkt“ habe! Dass Sarah schon länger in Lebensgefahr schwebte, wollte sie nicht bemerkt haben. Sie sei zu der Zeit zu sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, hätte daher einen „Tunnelblick“ entwickelt: Binnen kurzer Zeit habe sie selbst dramatisch abgenommen, hatte Stress mit dem Ex und körperliche Schmerzen, Sarah habe sie einfach ausgeblendet. Alarmzeichen wie das Essen der Windeln habe Angela R. außerdem als harmlose „Macke“ abgetan.
Nach nicht einmal zwei Stunden war die Verhandlung dann schon vorbei. Viel länger dürfen auch die nächsten 15 Prozesstage aufgrund Angela R.s Krebsleiden nicht dauern. Ihr Verteidiger: „Momentan ist sie stabil, ihr Zustand kann sich aber jederzeit ändern.“ Vermutlich werde sie nie mehr gesund.
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