Horror-Mutter (29) in Handschellen vor Gericht
NÜRNBERG Einfach nicht hinsehen – der Gang zum Gericht war Sandra R. (29) sichtlich unangenehm. Sie wurde in Handschellen vorgeführt, versuchte sich hinter einer Sonnenbrille zu verstecken. Nicht das erste Mal, dass die Horror-Mutter Unangenehmes in ihrem Leben ausblenden wollte.
Auch vor dem qualvollen Leid ihres eigenen schwerbehinderten Sohnes Sven (5) verschloss sie wohl einfach die Augen. Dabei war es am Ende nicht mehr zu übersehen... Als Sven im August letzten Jahres vom Notarzt aus der Fürther Wohnung von Sandra R. und ihrem damaligen Lebensgefährten und mitangeklagten Marc P. (32) abgeholt wurde, war der Bub in einem erbärmlichen Zustand, der auf wochenlange grobe Vernachlässigung schließen ließ. Das Leben des Kindes hing am seidenen Faden. Bis auf die Knochen abgemagert und völlig ausgetrocknet, lag der Bub in seinem eigenen Kot und Urin. Die Haut war an vielen Stellen offen und entzündet. Bereits im Hausflur schlug den Sanitätern ein bestialischer Gestank entgegen. Doch Sandra R. behauptete gestern, erst an diesem Tag bemerkt zu haben, was mit Sven wirklich los war. „Ich dachte, ich habe alles im Griff“, so die Angeklagte.
Das Paar saß lieber am Computer
Als die Richter gemeinsam mit ihr Fotos von dem damals völlig ausgemergelten Jungen und seinem verschmutzten Bettchen in Augenschein nehmen wollte, reagierte sie bezeichnend: Sie wollte wieder nicht hinsehen! Wegschauen, verdrängen – dieses Motiv zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben von Sandra R. Nicht einmal die Schwangerschaft mit Sven will sie bis zur Geburt bemerkt haben! Die ersten Jahre kümmerte sie sich zwar um den behinderten Jungen. Nachdem sie aber mit Marc P. in Fürth zusammengezogen war, rückte Sven immer mehr in den Hintergrund. Das Paar spielte lieber Computer oder chattete im Internet. Sogar dem gemeinsamen Kätzchen soll Sandra R. mehr Aufmerksamkeit geschenkt haben als ihrem eigenen Sohn!
Warum nur ignorierten die beiden Angeklagten das unfassbare Leid des kleinen Sven, der allein in seinem Zimmer vor sich hinsiechte? Immer wieder bohrten die Richter nach. Sie wollten Antworten, die das Drama wenigstens halbwegs nachvollziehbar hätten machen können. Als Marc P. seine Versäumnisse zu erklären versuchte, stockte Zuschauern und Richtern der Atem, so schockierend war seine Äußerung: „Für mich war der Junge nicht mehr als ein Stück Fleisch, das lebt“, so der 32-Jährige. Sandra R. fing gestern immer wieder an zu weinen, schüttelte ratlos den Kopf: „Irgendwann hat sich alles verselbstständigt.“
M. Pfefferer
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