Hoffnungsfroh romantisch
NÜRNBERG - Erstmals live: Die Nürnberger Band The Great Bertholinis stellte im MUZ-Club ihre neue Platte „Planting A Tree Next To A Book" vor.
Einer der Entrückten aus dem Publikum ruft: „Wunderbar". Zu Recht. Denn die halbfiktiven Puszta-Popper The Great Bertholinis spielen im Nürnberger Muz-Club einen Pop, der neu und doch vertraut und nie das ist, wonach er im ersten Moment klingt. Der altmodische Balkan-Bläsersätze und klirrende Gitarren ausschwitzt, auch ein Banjo in die Lieder hineinplingt. Bei dem die Beatles leise grüßen lassen und um die Ecke der Jazz mit dem Bluegrass im Arm drängt; die Polka walzt hinterher.
Weil das den acht verschmitzten Bertholinis an Camouflage noch nicht reichte, dichteten sie sich eine Vergangenheit als ungarische Zirkusfamilie an, so hoffnungsfroh romantisch wie der Titel der neuen Platte „Planting A Tree Next To A Book". Was für ein Gedanke: einen Baum dorthin zu pflanzen, wo man später einmal ein Buch lesen möchte. Das lässt die Melancholie der lächelnden Mini-Elegien erahnen, die die Quasi-Ungarn im Muz-Club zum ersten Mal live vorstellen. Saxophon, Trompete und Posaune spielen fröhlich-keifend, auch wehmütig, Oszkar an der Gitarre poltert Punk-Riffs über schwelgerische Töne, die atmosphärisch in den Raum greifen und die charmant-bezaubernde Stimme von Todor behutsam in die Harmonie-Landschaft entlassen. Martin Mai
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