Hochzeits-Drama: Böllerschuss in den Kopf!
Beim Hochzeitsschießen wird ein 18-Jähriger lebensgefährlich verletzt. Er beugt sich über den Böllerschuss-Apparat - und der geht los! Die Trauung findet hinterher trotzdem statt.
SAALDORF-SURHEIM - Der letzte Böllerschuss führte in die Katastrophe: Samstagfrüh verabredeten sich acht Burschen am Hochzeitstag eines Nachbarn und Freundes vor dessen Elternhaus in Saaldorf-Surheim im Berchtesgadener Land. Hubert H. (18) stellte mit seinen Brüdern und Freunden einen selbst gebauten Böllerschussapparat mit fünf parallelen Rohren auf. Um 5.30 Uhr zündeten sie das Schwarzpulver per Seilzug. „Bei uns in der Gegend ist es Brauch, dass die Brautleute so geweckt werden. Dann gibt’s Weißwürste zum Frühstück“, erzählt eine Nachbarin.
So war es auch am Samstag. Die Burschen bekamen eine Brotzeit bei dem Brautpaar. Einige tranken auch Bier. Gegen 8 Uhr wollten sich die frühen Gäste noch mit drei Böllerschüssen verabschieden. Die letzten beiden sollten gleichzeitig hochgehen. Dabei geschah das Unglück.
Hubert H. glaubte offenbar, dass bereits alle Rohre leer waren. Er beging einen verhängnisvollen Fehler: der 18-jährige beugte sich über den Böllerschussapparat. Doch eine Ladung hatte noch nicht – wie geplant – gezündet. Genau in dem Moment, als Hubert H. hinein sah, explodierte das Schwarzpulver. Der 18-Jährige bekam die Ladung mit voller Wucht ab. Dabei erlitt er massive Kopfverletzungen.
Alle Nachbarn, die zuvor schon durch die Böllerschüsse wach geworden waren, hörten, wie wenig später der Rettungshubschrauber nahe des Brauthauses landete. Notärzte versorgten den Schwerverletzten an Ort und Stelle, dann wurde Hubert H. ins Krankenhaus nach Salzburg geflogen. Ein Polizeisprecher sagte gestern: „Sein Zustand ist immer noch sehr kritisch.“
Der Brauch des Hochzeitsschießens ist im Chiemgau und im Berchtesgadener Land noch weit verbreitet. Am Tag der kirchlichen Trauung, dem Tag an dem der „Kammerwagen“ ins neue Heim der Braut überführt wird, werden die Brautleute mit den Schüssen geweckt. Anschließend werden die Böllerschützen zu einer Brotzeit, oft mit Musik, eingeladen. Der Begriff „Tagreveiller“ kommt aus dem Französischen (reveiller = wecken).
Beamte des Traunsteiner Kriminaldauerdienstes übernahmen unmittelbar nach dem Unglück die Ermittlungen. Das Böllerschussgerät stellten sie sicher.
Trotz des tragischen Unglücks feierten die Brautleute Hochzeit. Eine Nachbarin sagte am Abend zur AZ: „Es ist nicht lustig auf der Hochzeit.“
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